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02.08.2019
Ein neues Haus für die TH Wildau
Sanierung von Rüthnick Architekten
Stolze 99 Jahre alt ist der Kölner Architekt Gottfried Böhm in diesem Jahr geworden. Jeder kennt seine bedeutenden Bauten wie die Wallfahrtskirche in Neviges oder das Potsdamer Hans-Otto-Theater. Nicht ganz so bekannt dürfte sein, dass auch der Masterplan für die Sanierung der Technischen Hochschule (TH) Wildau von Böhm stammt. Seit 1995 werden die historischen Backsteinbauten des ehemaligen Industrieareals erneuert und erweitert.
Ab 1898 hatte hier, südöstlich von Berlin, die ehemalige Berliner Maschinenbau AG (BMAG) eines der größten und modernsten Lokomotivwerke Europas errichtet. Die Halle – heute heißt sie Haus 19 – in der man einst den Stahl für den Eisenbahnbau härtete, wurde nun vom Berliner Büro Rüthnick Architekten frisch saniert und umgebaut.
Die Verbindung von Industrie und Ausbildung hat in Wildau eine lange Tradition, denn die Entstehung der Lokomotivwerke gilt auch als Geburtsstunde der heutigen Hochschulstadt. Zunächst wurde nur für den Lokomotiv- und Waggonbau ausgebildet, 1964 eine Ingenieurschule für Maschinenbau eingerichtet. Sie war die Vorgängerin der heutigen Technischen Hochschule.
Mehrere Projekte wurden in den vergangenen Jahren bereits realisiert. Einige der Lehr- und Laborräume wurden in die historischen Mauern integriert, für andere wurden neue Häuser gebaut. Beim Blick auf zwei der realisierten Projekte – ein neues Lehrgebäude und ein studentisches Wohnheim – und auch andere Um- und Neubauten fällt auf: modern, jung und bunt scheint man in Wildau wörtlich zu nehmen. Und auch in Haus 19 knallt und leuchtet es.
Froschgrün und Schweinchenrosa scheinen hinter der sanierten Fassade um die Wette zu strahlen – für Kindergarten, Student*innenclub und Büroräume der Verwaltung, die auf insgesamt 1.260 Quadratmetern BGF in die frühere Maschinenbauhalle integriert wurden. 3,9 Millionen Euro kostete die vom Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) beauftragte Sanierung.
Rüthnick Architekten erneuerten nicht nur die Stahlskelett-Fassade mit ihren Ausfachungen, sondern gliederten die nicht mehr originale Fensteranordnung in anlehnung an den Urzustand neu, so dass das Gebäude wieder als Halle erkennbar ist. Die Gebäudehülle wurde energetisch auf den neusten Stand gebracht, indem die Außenwände eine Innendämmung mit Porotonziegeln erhielten. Laut Architektinnen garantiert dies den notwendigen Mindestwärmeschutz angesichts einer energetisch komplizierten Fassadenkonstruktion mit durchgehendem Stahlfachwerk. Die Zeitschichten, ablesbar an den unterschiedlichen Ziegeln und Verfärbungen, blieben erhalten.
Innen wurde die Halle neu geordnet und für jede Nutzung ein eigener Zugang geschaffen. Die historischen Treppen blieben erhalten, die Treppenläufe en detail wiederhergestellt und unterm Dach das historische Stahlfachwerk mit einer Spannweite von 13,5 Metern wieder zum Vorschein gebracht. Und die leuchtende Farbe? Ist laut Architekten ein modernes Farbkonzept, das Akzente im historischen Inneren schaffe. (kat)
Fotos: Kevin Fuchs
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