Rechts und links der Dorfstraße in Ergertshausen, rund eine halbe Autostunde südwestlich von Ingolstadt, stehen nur eine Handvoll Häuser. Eines davon fällt seit Kurzem jedoch besonders ins Auge. Es handelt sich um den Streiferhof, dessen Grundstrukturen aus dem 17. Jahrhundert stammen. Das Haus, das nunmehr in frischem Weiß erstrahlt, wurde umfangreich nach Plänen von Meier + Murr Architekten aus Augsburg saniert.
Legt man die Abbildungen, die vor und nach der Sanierung entstanden sind, nebeneinander, so ist der Streiferhof kaum wiederzuerkennen. Umso erstaunlicher, dass große Teile des Bestands, der erstmalig 1652 urkundlich erwähnt wurde, erhalten bleiben konnten. Vor allem das Mauerwerk aus Kalkbruchstein fanden Meier + Murr in einem relativ guten Zustand vor. Aber auch der Dachstuhl – ein steiles doppeltes Kehlbalkendach – ließ sich trotz Fäulnisschäden so instand setzen, dass seine ursprüngliche Form bewahrt werden konnte.
Neben der Reparatur von mehreren Setzungsrissen mussten insbesondere am Westgiebel Ausbesserungen vorgenommen werden, wo ein Teil der Außenwand nach einem Bombenangriff 1945 beschädigt und anschließend durch Ziegelmauerwerk ersetzt worden war. Das hier angebaute Austragshäuschen konnte allerdings nicht erhalten bleiben. Die nördliche Traufwand wurde stabilisiert, dem Westgiebel eine neue Ziegelwand vorgesetzt und diese mithilfe von Edelstahlankern mit der Bestandsmauer verbunden. Die Wände aus Bruchsteinmauerwerk bleiben auch nach der Sanierung ungedämmt.
Im Inneren wurde der Bau mit einer Bruttogrundfläche von 390 Quadratmetern ebenso komplex saniert, jedoch in seiner Grundstruktur kaum verändert. Unter anderem stellte man mittlerweile zugemauerte Fenster, Türen und Mauernischen wieder her. Teilweise wurden die originalen Fußbodenbeläge wieder eingesetzt.
Besonders eindrücklich tritt der sanierte Dachstuhl in Erscheinung, der laut dendrochronologischer Untersuchung aus dem Jahr 1645 stammt. Hier, wo früher einmal Getreide gelagert wurde, lassen nun große Lamellenfenster Licht in das zuvor dunkle Innere. Die handwerkliche Verarbeitung der ursprünglichen Dachkonstruktion ließe sich als sehr hochwertig beurteilen, sagen die Architekt*innen. Für die dennoch notwendigen umfangreichen Reparaturen der von Fäulnisschäden betroffenen Stellen wurde Nadelholz bzw. für die Mauerlatten Eichenholz verwendet. Das Dach wurde zusätzlich mit einer Aufdachdämmung und die Gefache mit einem Lehmputz mit Wandheizung versehen.
Das Bauernhaus sowie mehrere andere Bereiche des Hofes werden über eine Hackschnitzelheizung in der benachbarten Scheune mit Wärme versorgt. Die Räume mit Holzböden wurden mit einer Wandheizung in den Außenwänden ausgestattet. Bereiche mit Steinböden verfügen über eine Fußbodenheizung. (dsm)
Fotos: Stefan Müller-Naumann
Zum Thema:
Mehr zu Putz und zur Dämmung von Steildächern bei Baunetz Wissen.
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Sebastian Illichmann | 19.01.2024 16:09 Uhrwas für
ein schönes, wohltuendes Projekt.
Mit viel Gefühl und Geschmack und Können.
Chapeau!