Der Dreifaltigkeitsfriedhof II ist der älteste von vier Friedhöfen an der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg. 1868 errichtete sich dort der Architekt und Bauunternehmer Wilhelm Kunzemann eine Familiengrabstätte. Das Mausoleum Kunzemann sowie das rückseitig angrenzende Mausoleum Bornhagen sanierte das Berliner Architekturbüro D/FORM nun denkmalgerecht und legte die Bauten zu einem Abschiedsraum zusammen. Als Bauherr agierte der Evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte.
Während das Mausoleum Bornhagen an den romanischen Architekturstil angelehnt ist, prägen unterschiedliche Baustile das Mausoleum Kunzemann. Von außen hat die Grabstätte die Erscheinung eines dorischen Prostylostempels, während die Eingangshalle hinter dem Portikus neugotisch gestaltet ist, und der erhöht liegende Andachtsraum Zitate aus der italienischen Renaissance aufweist. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Mausoleum zunächst über Jahrzehnte von einem Steinmetzbetrieb genutzt. Die seinerzeit erfolgten Umbaumaßnahmen sowie der jahrelange Leerstand beider Mausoleen führten zu einem erheblichen Sanierungsbedarf.
Unter Maßgaben des Denkmalschutzes setzten D/Form die Außenhülle, Dächer und Innenräume instand. Nachträglich eingezogene Decken und Innenwände entfernte das Büro und reparierte die äußeren Wände aus Mauerwerk sowie den Putz. Die Oberflächen wurden restauratorisch untersucht und mit historischen Materialien wiederhergestellt. Vorhandene Stuckverzierung im Innenraum konservierten und restaurierten sie.
Wo die Originalsubstanz nicht mehr gerettet werden konnte, hätte man versucht, den bauzeitlichen Raumeindruck durch neue Bauteile nachzuempfinden, so die Architekt*innen. Das zeigt sich etwa in der Dachkonstruktion, die das Büro aus Betonfertigteilen nachbildete und das bauzeitliche Oberlicht wiederherstellte. Eine neue Haustechnik ersetzt die vorhandenen Installationen und ergänzt eine unter Putz verlegte elektrische Infrarot-Wandheizung.
Der Zugang erfolgt weiterhin über die straßenseitige, tempelartige Front des Mausoleum Kunzemann und wird ferner durch einen rollstuhlgerechten Eingang über das Mausoleum Bornhagen ermöglicht. Aus der Eingangshalle führt eine Treppe zur Gruft, wo nun die Besuchertoilette untergebracht ist. Bei 166 Quadratmeter Bruttogrundfläche werden Gesamtkosten von 680.000 Euro angegeben. Neben Eigenmitteln des Bauherrn erhielt das Projekt eine Förderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Landesdenkmalamt Berlin und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. (sbm)
Fotos: Studio Bowie
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Dr. Roger Popp | 16.10.2024 17:02 UhrNachnutzung zweier Mausoleen
Mir ist ein Lapsus aufgefallen. Das Mausoleum ist doch nicht im romanischen, sondern im röischen Stil in dorischer Ordnung nachempfunden. Bei genauerer Prüfung wäre dies ein neoklassizistischer Bau. Genug geklugscheisst. Das Projekt finde ich gelungen. Von der Nutzung bis zur Umsetzung Top.
[Anmerkung der Redaktion: Die Beschreibung der stilistischen Anlehnung bezieht sich auf das ehemalige Mausoleum Bornhagen, das in den Bildern als ziegelsichtiges Bauwerk im Hintergrund und leider nur schlecht erkennbar ist.]