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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Sanierung_von_Atelier_ST_7699988.html

18.08.2021

Oberlausitzer Umgebindehaus

Sanierung von Atelier ST


Erst kürzlich hat das Leipziger Büro Atelier ST mit dem Neubau des Göttinger Kunsthauses bewiesen, dass es historische Strukturen ergänzen kann, ohne einem eindimensionalen Bewahren zu unterliegen. Nun folgt das sogenannte Faktorenhaus in der kleinen Ortschaft Schönbach in der Oberlausitz, die nicht gerade als erste Destination für Architekturaficionados gilt. Doch dieser östlichste Landstrich der Bundesrepublik an der Grenze zu Polen und Tschechien ist quasi ein Hotspot für Umgebindehäuser. Um ein solches handelt es sich auch beim denkmalgeschützten Faktorenhaus.

Umgebindehäuser sind eine grenzübergreifend in der Region zu findende Typologie, bei der Fachwerk-, Massiv- und Blockbau in einem Gebäude zusammenkommen. Der Hauptraum im Erdgeschoss wird in Holzblockbauweise errichtet und von einem umlaufenden Stützensystem umgeben. Diese Konfiguration zeigt auch das Faktorenhaus aus dem Jahr 1785, das einst ein repräsentatives Wohn- und Geschäftsgebäude war.

Zunächst befreiten die Architekt*innen das Haus von sämtlichen An- und Einbauten, die nicht zum historischen Kern gehörten: „Durch freigelegte und rückgebaute Decken und Wandflächen werden große Luft-und Lichträume sowie Galerien generiert, welche die unterschiedlichen Ebenen der gewünschten Büros visuell miteinander  verbinden,“ erläutern die Architekt*innen.

Diese bauliche Maßnahme ermöglicht der Bauherrschaft – ein Möbelunternehmen aus der Region – die beiden oberen Ebenen des Umgebindehauses als Büroräume zu nutzen. Das Herzstück des Gebäudes ist die Blockstube im Erdgeschoss, deren historische Struktur beibehalten wurde. Die vorgefundenen Dielen arbeitete man auf und verwendete sie wieder. Die Stube dient nun als Gastraum mit offener Küche und Kamin.

Weiteren Räume im Erdgeschoss werden für Seminare genutzt. Charakteristisch für die historische Atmosphäre des Hauses sind auch die sehr gut erhaltenen Kreuz- und Tonnengewölbe. Die verwendeten Lehmputze und die hellen Kaseinfarben wurden mit dunklen Rohstahl- oder spiegelnden Chromstahloberflächen kombiniert. Mit dieser kontrastierenden Materialwahl verbinden Atelier ST geschickt Vergangenheit und Gegenwart. (as)

Fotos: Robert Rieger


Video:



Atelier ST Faktorenhaus Lausitz from ERTZUI FILM on Vimeo.



Zum Thema:

Junge Architekturpraxis im ländlichen Raum: Die Baunetzwoche #581 versammelt Stimmen von jungen, deutschen Architekt*innen, die in den 1980er Jahren auf dem Land oder in der Kleinstadt aufgewachsen sind und sich nach ersten beruflichen Erfahrungen für die Rückkehr in ihre Heimat entschieden haben.



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Zu den Baunetz Architekt*innen:

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