Das Rathaus von Frankfurt (Oder) war sowohl baulich als auch technisch stark reparaturbedürftig geworden. 2015 lobte die Stadt einen Planungswettbewerb für eine denkmalgerechte Sanierung aus, den ff-Architekten Feldhusen Fleckenstein in Zusammenarbeit mit Andreas Schwarz Architekten gewannen. Die Entwurfsplanung entwickelten die beiden Berliner Büros gemeinsam, die Erstellung der Ausführungsplanung sowie die Umsetzung des Projekts erfolgte durch ff-Architekten. Im Mai 2024 fand die Baumaßnahme mit der feierlichen Wiedereröffnung ihren Abschluss. Wie das Brandenburger Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung auf seiner Website mitteilt, beliefen sich die Gesamtbaukosten auf rund 35,7 Millionen Euro. Knapp 19 Millionen Euro davon kamen aus der Städtebauförderung.
Die Ursprünge des Frankfurter Rathausgebäudes liegen im 13. Jahrhundert. 1913 wurde dem im Stil der Backsteingotik errichteten Bauwerk ein dreiflügeliger Erweiterungsbau hinzugefügt. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute man das stark zerstörte Wahrzeichen wieder auf. In den 1970er Jahren wurden einige größere Umbauten vorgenommen, seitdem gab es keine grundlegende Sanierung mehr. In der Folge mussten jüngst etliche Teilbereiche – darunter auch der Stadtverordneten-Sitzungsaal – wegen Bauschäden gesperrt werden.
Im Rahmen der 2015 angestoßenen Sanierung wurde die historische Bausubstanz so angepasst, dass aktuelle Anforderungen an Haustechnik, Barrierefreiheit und energetische Standards erfüllt werden. Mit der Baumaßnahme habe sich zudem die Chance geboten, vorhandene Raumpotenziale besser zu nutzen und aus einem komplexen, teils labyrinthischen Verwaltungsgebäude „ein offenes und lebendiges Haus der Stadtgesellschaft“ zu machen, erklären ff-Architekten in ihrer Projektbeschreibung.
Dafür schufen sie ein neues räumliches Zentrum, indem sie den ehemaligen Innenhof zwischen Ursprungsbestand und Erweiterungsbau in ein Atrium transformierten. Es dient nicht nur der Erschließung und Orientierung, sondern steht auch als öffentlicher Begegnungsort zur Verfügung. Eine großzügige Treppenanlage führt vom Foyer ins zweite Obergeschoss, wo sich repräsentative Funktionen wie der Sitzungssaal, eine Wandelhalle mit Konferenzräumen, der Trausaal sowie das Büro des Oberbürgermeisters befinden. Diese Bereiche sind über eine das Atrium umlaufende Galerie miteinander verbunden. Eine goldfarbene, perforierte Metallverkleidung ziert die Decke des Atriums, dessen Tageslichtversorgung über 15 Oberlichtkuppeln erfolgt.
Im Gebäudeteil von 1913 befinden sich die Büros der Stadtverwaltung. Ein Großteil dieser Flächen waren vor dem Umbau in Form ungünstig geschnittener, schmaler Einzelbüros organisiert. Die Architekt*innen ließen alle nichttragenden Innenwände entfernen und schufen eine flexibel gestaltbare Raumstruktur. Kleingruppenbereiche mit Arbeitsinseln, die über die Möblierung und ein Trennwandsystem zoniert werden können, sollen eine kommunikative Arbeitsatmosphäre fördern. Zusätzlich gibt es in jedem Geschoss kleine Besprechungs- und Rückzugsräume für vertrauliche Gespräche.
Die verschiedenen Zeitschichten des Gebäudekomplexes lassen ff-Architekten immer wieder zum Vorschein treten. Beispielsweise zeigt sich durch ein großes Sichtfenster in der Wandelhalle das freigelegte mittelalterliche Mauerwerk der Westfassade. Weitere historische Bauelemente wie die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Kapitelle und die Schmuckportale des Stadtverordneten-Sitzungssaals von 1913 wurden ebenfalls aufwendig freigelegt und restauriert. (da)
Fotos: Andreas Meichsner
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peter | 09.01.2025 17:46 Uhrtolle ideen...
...sind definitiv einige dabei, aber manche hätte man sich vielleicht lieber für das nächste oder übernächste projekt aufgehoben.
bilder 11-16 absolut fabelhaft,
bilder 4, 20, 22 etwa 20-25 jahre zu spät,
der rest irgendwo dazwischen - nicht alt, nicht neu.
von der äußeren anmutung des hauses spürt man im innenraum zu wenig - mehr sichtbarer ziegelstein und weniger weiße farbe (die erfahrungsgemäß schnell verschmutzt) hätten gut getan.