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30.11.2023
Museum Kunstpalast in Düsseldorf
Sanierung und Umbau von Sieber Architekten
Das Museum Kunstpalast am Düsseldorfer Rheinufer ist eine der wichtigsten Kulturinstitutionen des Rheinlands. Die Baugeschichte ist komplex. Nun konnten Sieber Architekten eine umfangreiche Sanierung der Dreiflügelanlage abschließen.
Von Klaus Englert
Im Sommer 1926 fand mit der „GeSoLei. Gesundheitspflege, Soziale Fürsorge, Leibesübungen“ am Düsseldorfer Rheinufer die größte Messe der Weimarer Republik statt. Leitender Architekt des Großereignisses war Wilhelm Kreis. Das heutige Museum Kunstpalast befindet sich in einem der Bauten, die damals entstanden. Kreis sah sich damals vor die Herausforderung gestellt, den bereits bestehenden, neobarocken Kunstpalast – der auf eine Initiative des „Vereins der Düsseldorfer Künstler“ von 1902 zurückgeht – zu integrieren. Dies gelang ihm, indem er das neue Ausstellungshaus als Dreiflügelanlage entwarf – mit dem sogenannten Kunstmuseum als Westflügel, also gegenüber dem bestehenden Kunstpalast. An der Nordseite – mit Durchgang zu den temporären GeSoLei-Ausstellungsbauten – gibt es einen triumphbogenartigen Torbau, auf dem wiederum eine liegende „Aurora“ von Arno Breker thront.
In den 1980er Jahren wurde das Kunstmuseum durch HPP um ein Geschoss aufgestockt. Helmut Hentrich versuchte damals mehr schlecht als recht, ein kohärentes Ensemble zu schaffen. Ein 1988 ausgelobter Wettbewerb sah schließlich vor, den älteren Kunstpalast abzureißen, aber die denkmalgeschützte Fassade zu bewahren. Allerdings wurde der Siegerentwurf von HPP niemals realisiert. Erst als Mitte der 1990er Jahre die Veba (heute E.ON) mit ins Boot stieg und zusammen mit dem Kulturdezernat eine Public Private Partnership schmiedete, konnte das Vorhaben mit deutlichen Modifikationen umgesetzt werden. Den 1995 durchgeführten, zweiten Wettbewerb gewann Oswald Mathias Ungers, der zwischen 1999 und 2000 einen zentralen Kuppelbau und zwei flankierende Skulpturenhöfe mit Glasdächern realisierte. Für ihr Engagement hatte sich die Veba seinerzeit ausbedungen, angrenzend eine neue Hauptverwaltung in Gestalt eines Kreissegments zu erhalten. Auch sie stammt von Ungers.
Aktuelle Sanierung
Nun wurde die vorerst letzte Sanierung durch Sieber Architekten aus Düsseldorf abgeschlossen. Das Ergebnis ist seit dem 21. November öffentlich zugänglich. Joachim Sieber verdeutlichte vorab, dass er darauf ziele, „das Innere völlig neu zu denken“. Sein Büro ging über die früheren Teilsanierungen und -erweiterungen hinaus und versuchte, einen durchgehenden Ausstellungsparcours herzustellen, der die beiden Gebäudeteile für alle Besucher*innen sichtbar zusammenführt.
Generaldirektor Felix Krämer war während der Pressekonferenz zur Wiedereröffnung des Hauses derart vom Ergebnis angetan, dass er die frühere Bezeichnung „Museum Kunstpalast“ kurzerhand über Bord warf und nur noch „Kunstpalast“ für den gesamten Museumsbau gelten ließ. Sieber bemerkte bei dieser Gelegenheit, Hentrich habe die Verbindung der historischen Gebäudeteile nicht zu Ende geführt. Deswegen sei es wichtig gewesen, einen Schritt weiterzugehen: „Von außen betrachtet mag die Veränderung wenig in Erscheinung treten, aber hinter der Altbaufassade ist im Zuge des Umbaus kaum ein Stein auf dem anderen geblieben.“
Neue Sammlungspräsentation
Mit der neu präsentierten Sammlung, die aus achthundert, in thematischen Gruppen geordneten Exponaten besteht, meint der Generaldirektor, in der Landeshauptstadt nun ordentlich auftrumpfen zu können. Tatsächlich wirkt der auf zwei Ebenen verlaufende Rundgang durch 49 Räume und insgesamt 5.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche erstaunlich frisch, hell und kohärent. Das rührt vor allem vom durchgehenden, hellen Holzparkett her sowie von der Öffnung zahlreicher, zum Innenhof weisender Fenster, die früher verschlossen waren. Auch die Vereinigung von erstem und zweitem Sammlungsgeschoss durch eine Wendeltreppe steigert maßgeblich die einladende Atmosphäre. Plötzlich weiten sich Blickrichtungen, die früher gar nicht möglich waren.
Sieber Architekten dürften sich lange Gedanken darüber gemacht haben, wie die Besucher*innen besser das axiale System des Ehrenhofs wahrnehmen können. Schließlich entschlossen sich die Planer*innen, den nördlichen Tordurchgang mit Brekers bekrönender „Aurora“ zu schließen. Wo vor knapp hundert Jahren der Zugang zum GeSoLei-Messegelände lag, sitzen heute die Gäste der Museumsgastronomie und blicken durch die geschosshohe Verglasung nach draußen.
Hier im Verbindungstrakt schufen die Architekt*innen eine zusätzlich Erschließung in das darüberliegende Belvedere. Dabei entpuppt sich das neue Treppenhaus als überraschende Zeitreise ins künstlerisch vitale Düsseldorf der 1970er Jahre – in das legendäre Lokal „Creamcheese“ der avantgardistischen Künstlerszene. Auf schwarz-weißen Fotos werden die wilden Tanz- und Kunst-Performances von Günther Uecker, Joseph Beuys, Blinky Palermo oder Heinz Mack lebendig. Auf der obersten Etage angelangt, steht man plötzlich im reanimierten„Creamcheese“, wo einst bekannte Musikgrößen wie Frank Zappa auftraten, der dem Künstlerlokal mit der zwanzig Meter langen Spiegel-Lamellen-Theke den Namen lieh.
Fotos: Stefan Müller, Sieber Architekten
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Im ehemaligen Tor zur GeSoLei liegt nun die Museumsgastronomie des Museums Kunstpalast.
Wilhelm Kreis entwarf 1926 eine Dreiflügelanlage, in die er einen neobarocken Bestandsbau von 1902 (rechts im Bild) integrierte und formal simplifizierte.
Zu den eindrucksvollsten Räumen von Kreis gehört die Treppenhalle im westlichen Gebäudeflügel.
Eine Wendeltreppe zwischen erstem und zweitem Sammlungsgeschoss ermöglicht ganz neue Blickbezüge.
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