Das Augusteum Lutherstadt Wittenberg ist ein Gebäude mit langer Geschichte. 1504 als Augustiner-Kloster erbaut, lebte hier seit seiner Ankunft in Wittenberg im September 1508 Martin Luther: zunächst als Mönch, ab 1525 zusammen mit seiner Familie. Nach einem Erweiterungsbau (1581), mehreren Umbauten und einer Aufstockung des Nordflügels – 1598 wurde die Universitätsbibliothek zwischenzeitlich in das Augusteum verlegt – zog 1883 in einen Flügel ein Museum ein: das Lutherhaus.
Ein Jahr später wird der Bau einer Verbindungshalle zwischen Seitenflügel und Lutherhaus nach Plänen von Friedrich August Stüler realisiert. Weitere Bau- und Sanierungsmaßnahmen folgen um 1900 und in den 1930er Jahren. Keine einfache Ausgangslage also für die Architekten Busmann Haberer Bohl Vennes Tebroke vom Berliner Büro BHBVT Architekten, die mit einer weiteren Sanierung und Umbau anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 beauftragt waren.
Um sowohl einen denkmalgerechten Umgang mit der Bausubstanz als auch für die zukünftige Nutzung geeignete Räume zu gewährleisten, entwickelten die Architekten ein neues Eingangsgebäude. Der Bestand musste so nur minimal angetastet werden, gleichzeitig sind die erforderlichen Funktionen eines Shops, der Garderobe, Kasse und Toiletten zentral an einem Ort zwischen den beiden Gebäudeflügeln untergebracht. „Durch diese neue Eingangssituation erfolgt eine direkte Anbindung der großen Ausstellungsräume im Augusteum“, erläutern die Architekten. „Die Erschließung der Sonderausstellungsräume und damit verbunden die barrierefreie Erschließung des gesamten Augusteums erfolgt über den umgebauten Treppenhausanbau von 1930.“
Zusammen mit dem transparenten Eingangsbau bildet die Hofmauer als Teil der ehemaligen Stadtbefestigungsanlage weiterhin den Abschluss des Innenhofes. „Im Bereich des neuen Eingangsgebäudes befand sich ursprünglich die nie gebaute Postition des östlichen Flügels der ehemaligen Klosteranlage, die bei der Befundkartierung im Jahre 2002 festgestellt wurde“, so die Planer. „Damit vollendet das Bauwerk die ursprüngliche vierseitige Schließung des Hofes.“
Die Fassade der Eingangshalle haben BHBVT Architekten, die 2009 auch im Schloss Köthen den Johann-Sebastian-Bach-Saal gebaut haben, aus schmalen, sandsteinfarbenen durchgefärbten Fertigteilstützen entwickelt, deren Gestalt an eine Pergola angelehnt ist. So soll ein ruhiges Bild entstehen. Desweiteren wurde die Mauerkrone der historischen Hofmauer mit einem Ziegelstein im Sonderformat in Teilen aufgemauert, um wieder eine einheitliche Höhe zu erzeugen. Am 26. Juni 2015 wurde das neue Eingangsgebäude eingeweiht und das zum UNESCO Weltkulturerbe gehörende Augusteum wiedereröffnet.
Fotos: Werner Huthmacher
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