Nicht anders als Halle-Neustadt oder die
Großsiedlung im Amsterdamer Stadtteil Bijlmermeer kann auch die Cité du Lignon vor den Toren Genfs als Lehrbuchbeispiel des europäischen Massenwohnungsbaus aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelten. Zwischen 1963 und 1971 nach Plänen von
Georges Addor,
Jacques Bolliger,
Dominique Julliard und
Louis Payot errichtet, gelangte nun eine umfassende Sanierung nach Plänen des Büros
Jaccaud + Associés (Genf) zum Abschluss. Dabei umfassten die
zwischenzeitlich preisgekrönten Maßnahmen neben der Fassadenbearbeitung auch eine Ertüchtigung der Haustechnik sowie die Erneuerung der Gemeinschaftsräume.
Einschließlich der beiden 26- und 30-geschossigen Solitäre, die am Ufer der Rhone im Südwesten der Anlage aufragen, besteht Le Lignon aus einem mehrfach gefalteten Riegel von über einem Kilometer Länge, dessen Höhe sich in Abhängigkeit von der Topografie auf 12 bis 18 Stockwerke beläuft. In insgesamt 2.780 Einheiten beherbergt der Komplex, der als größtes Wohnhaus der Schweiz gilt, mehr als 6.000 Bewohner*innen.
Vom schieren Umfang abgesehen, wurde die Sanierung der Großsiedlung sowohl durch den Denkmalstatus des Ensembles als auch durch die Besitzstrukturen erschwert. Als hilfreich erwies sich allerdings der Zusammenschluss der Eigentümer*innen in einem funktionsfähigen Gremium, das gemeinsam mit den kantonalen Behörden das der École polytechnique fédérale de Lausanne angegliederte
Laboratoire Techniques et sauvegarde de l’architecture moderne mit der Erarbeitung möglicher Sanierungsstrategien für eine energetische Optimierung beauftragte, bei der das einheitliche Fassadenbild erhalten bleibt. Auf dieser Grundlage entwickelten Jaccaud + Associés im Austausch mit den Behörden einen Detailkatalog sowie eine Rahmen-Baubewilligung zur schrittweisen Sanierung „von innen“.
Nebst dem Austausch der Bestandsfenster mit Holz-Aluminium-Rahmen durch mehrfachisolierte Kunststoffprofile konnten die bauphysikalischen Eigenschaften des Gebäudes durch die
Aufbringung zusätzlicher Dämmschichten und eine Instandsetzung der Fassadenelemente verbessert werden. Weiterhin wurden auch die Wohnungstüren ersetzt und die Steigleitungen erneuert. Bisher wurden 35 Abschnitte des Wohnbandes sowie das Hochhaus mit den Mietwohnungen ertüchtigt. (
ree)
Fotos: Paola Corsini, Joel Tettamanti
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Jenatsch | 05.12.2022 17:49 Uhrweiterlesen
Das Projekt ist viel interessanter als es diese Baunetz-Veröffentlichung erscheinen lässt. Es sei z.B. auf den bereits 2013 in tec 21, Nr. 24 erschienenen Beitrag verwiesen. Hier wird vertiefter auf die Varianten und die Abwägung von Energie- und Denkmalschutzanforderungen eingegangen, auch da übrigens schon unter Einberechnung der grauen Energie. Dem Baunetz wünsche ich mehr Mut zu technischen Detailzeichnungen - die braucht es in solchen Fällen! Trauen Sie Ihrer Leser:innenschaft mehr zu!