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05.07.2022
Modern Wohnen und Arbeiten
Sanierung in Thun von 1899 Architekten
Es ist sehr selten, dass einem Gebäude soviel Aufmerksamkeit zugutekommt wie diesem Wohn- und Bürohaus in Thun im Berner Oberland. 1968 erbaut von Karl Müller-Wipf, handelt es sich allerdings auch um ein noch junges Baudenkmal. Es gehört Christoph Müller, dem Sohn des Architekten, der dort wie sein Vater lange ein Architekturbüro betrieb. Jetzt sind die Kollegen von 1899 Architekten eingezogen, die auch die Sanierung übernahmen. Passenderweise teilen beide Parteien weit zurückreichende Wurzeln in der Thuner Reformarchitektur.
Das Wohn- und Bürohaus mit seinen immerhin rund 1.600 Quadratmetern Bruttogrundfläche steht in einer ruhigen, von Einfamilienhäusern und einigen größeren Wohngebäuden geprägten Umgebung. Es ist in Sichtbeton gehalten und verfügt über eine leicht spröde, jedoch trotzdem lässige Eleganz – ja sogar Coolness, wie die Architekt*innen schreiben. Neben den Betonelementen dominieren Fassadenteile aus Glas und gestrichenem Stahl. Erschlossen werden die fünf Wohnungen im Erd- sowie das große Büro und zwei weitere Wohnungen im Obergeschoss über Laubengänge. Diese werden von ebenfalls prägenden T-Profilen getragen.
Besonders sensibel ist die Sanierung, weil die Architekt*innen nicht nur auf die vordergründig historische Wirkung großen Wert legten. Ihr Ziel war vielmehr der Erhalt von möglichst viel Substanz bis hin zu Oberflächen und Beschlägen. So erhielt das Haus beispielsweise keine Dreifachverglasung, weil sonst die bestehenden Rahmenprofile nicht erhalten hätten werden können. Und auch die Akustikpaneele der Decke inklusive der integrierten Lampen sowie die alten Lamellen-Rollläden wurden nicht entsorgt, sondern aufgearbeitet. Neu ergänzt wurde hingegen eine Photovoltaik-Anlage, die sich jedoch dank der flachen Pultdach-Geometrie gut einfügt. Aufwendig saniert wurden außerdem die Fassadenteile aus Sichtbeton.
Wie gelungen das Projekt wirkt, zeigt sich auch in der selbstbewussten Inszenierung der Architektur im Außen- wie im Innenraum. Dazu gehört der einfache Lattenzaun in schönem Kontrast zur betont rationalen Architektur ebenso wie der alte Lancia vor der Tür. Dazu gehört aber auch und vor allem die nicht selten entstehungszeitlich getreue Büroausstattung in Grau und Chrom. (sb)
Fotos: Carolina Piasecki
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