Schon Gustav Klimt stellte die kleine Gemeinde Unterach am Attersee in Oberösterreich als pittoreske Mischung aus hochwertiger Holzarchitektur und traumhafter Landschaft dar. Eines der prägenden Gebäude im Ortsbild ist – neben der Kirche – ein 120 Jahre alter Kindergarten. Er wurde nun vom Salzburger Architekten Erhard Steiner in Zusammenarbeit mit dem Kärntner Büro von Sonja Hohengasser und Jürgen P. Wirnsberger umgebaut und saniert. Dabei sollten die wesentlichen Merkmale sowie die vielen Unterachern aus ihrer eigenen Kindergartenzeit vertraute charakteristische Atmosphäre des historischen Bestands erhalten bleiben und unnötige strukturelle Maßnahmen vermieden werden. Der Ausbau des zuvor ungenutzten Dachgeschosses stellte daher den Kern der Erweiterung dar.
Die Architekten bewiesen eine große Sensibilität für die alte Bausubstanz und befreiten das Gebäude zunächst von „störenden Elementen“, wie etwa eine später angebrachte Eternitfassade oder abgehängte Rasterdecken. Im Erd- und Obergeschoss sind die Interventionen minimal und sollen jeweils gewünschte Raumgrößen und Öffnungen gewährleisten. Formal wurde mit Sprossenfenstern, Parkett- und Terrazzoböden, Vertäfelungen und Kassettentüren gearbeitet. Neue Einbaumöbel aus Holz schaffen einen sanften Übergang zwischen alt und neu, der Einsatz natürlicher Materialien wie Lodenstoff, unbehandeltes Holz oder Linol eröffnet den Kindern die Möglichkeit, ihre Umgebung auch haptisch zu erleben.
Dank der Erweiterung des Dachgeschosses könnten alle fehlenden Räume und Funktionen nun innerhalb des Bestands untergebracht werden. Die Spannweiten des bestehenden Dachstuhls wurden durch neu hinzugefügte Stahlstützen reduziert, die Mittelträger dort, wo aus statischen Gründen nötig, mit Metall verstärkt. Des Weiteren wurden die beiden Giebelseiten aus Holz teilweise geöffnet und durch helle Holzstrukturen ersetzt. Sie präsentieren sich nach außen als neue Architekturelemente und umschließen zugleich im Inneren die Räumlichkeiten mit Panoramablick auf den See. Die Architekten gliederten den lichtdurchfluteten Dachraum mit Holz-Glas-Wänden in drei Bereiche: eine Mehrzweckfläche erschließt nach Osten den Bewegungsraum und schafft nach Westen den Zugang zu einem überdachten Freibereich – ein idealer Außenraumersatz für alle Jahreszeiten. (mg)
Fotos: Volker Wortmeyer
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