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05.12.2024

Altstadtblick aus dem Museumsturm

Sanierung in Cluj-Napoca von Vlad Rusu, Octav Olanescu, Anamaria Olanescu


Von jeher ein Schmelztiegel der Kulturen, zeigt sich in der zweitgrößten Stadt Rumäniens Cluj-Napoca – im Volksmund schlicht Cluj und auf Deutsch Klausenburg – auch ein dichtes bauliches Strickmuster. Allein die Altstadt zeugt auf engem Raum von mittelalterlichen Reminiszenzen über barocke Fassadenreihen bis hin zum Stilpluralismus des 20. Jahrhunderts. Ein junges Team rumänischer Architekt*innen hat eines dieser Puzzleteile, einen alten Turm, in ein Museum für Kunst und eben jene Stadtgeschichte transformiert.

Der profane Hochpunkt in einer kleinen Seitenstraße dürfte die Entwicklungen der Stadt fast am längsten überblickt haben. Der ehemalige Schlosserturm, vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts errichtet, überstand den Abriss der Stadtmauern im 19. Jahrhundert allein deshalb, weil man ihn für eine Nutzung als Feuerwehrturm geeignet befand. Brände gab es damals einige zu melden, auch im Turm selbst, dessen Tragwerk dadurch beschädigt wurde. Obwohl er inzwischen unter Denkmalschutz stand, wurden in den 1960er Jahren Teile der Struktur durch Decken und Rampen aus Stahlbeton ertüchtigt.

Ab 1985 zogen unter eine gläserne Haube ein Observatorium und ein Astronomiemuseum ein. Doch für beides interessierte sich die Stadtbevölkerung wenig – gab es doch in der Endphase des Kommunismus und aufgrund der innerstädtischen Lage recht wenig Sterne zu sehen. Der Turm verfiel seither in die Bedeutungslosigkeit und zusehends in seine Einzelteile.

2016 lobten die Stadt und die rumänische Architektenkammer einen offenen internationalen Wettbewerb aus, um die Ruine in einen Leuchtturm der Stadtgeschichte und -gegenwart zu transformieren. Die Jury setzte auf das „Weiterbauen“. Gewonnen hat daher das eigens formierte, junge Team aus Cluj, zu dem die Architekt*innen Vlad Sebastian Rusu, Octav Silviu Olănescu und Anamaria Olănescu gehörten, sowie unter weiteren die am Entwurf beteiligte Anda Gheorghe.

Der Vorschlag beeindruckte das Preisgericht durch „ein extrem raffiniertes Gleichgewicht der Antworten auf die vielfältigen Aufgaben“. Innen wie außen lässt sich nun jede historische Schicht in der sich nach oben verschlankenden Silhouette ablesen. Die Kosten für das von 28,5 auf 34,5 Meter angewachsene und grundsanierte Projekt gibt die Stadtverwaltung mit umgerechnet 2,2 Millionen Euro an.

Turnul Pompierilor
, so der Projektname, dient seit seiner Fertigstellung 2022 wieder als Museum. Es greift Etappen der Stadtgeschichte entlang der Treppen und Zwischenpodeste auf und bietet auch Raum für Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst. Oben empfängt zunächst ein gläsern gehüllter Raum, der dann in einer Aussichtsplattform mit Rundumblick bis zu den stadtumgebenden Hügeln der Vorkarpaten mündet.

Der Stahlbeton im Inneren wich einem semitransparenten Kern aus Metall, der als Erschließungs-, Ausstellungs- und Aussteifungselement zugleich fungiert. So gestaltet sich der Parcours nach oben auch als Exkurs in die Architekturhistorie des Turmes selbst – etwa die freigelegten Steinmauern im ältesten, unteren Teil. Über fein verputzte Wände geht es zu den in Metall gehüllten, jüngsten Ergänzungen weiter empor, bevor auf der obersten Ebene – neben der Aussicht – zwei weitere Details auftrumpfen. Dort ist ein Modell des mittelalterlichen Cluj aus Bronze zu finden, während die Untersicht des Turmaufsatzes ein Spiegel bildet. Viel zu sehen, das darf ruhig vervielfacht werden. (sab)

Fotos: Cosmin Dragomir



Zum Thema:

Wie jüngst in der Region Siebenbürgen Architekturgeschichte fortgeschrieben wird, haben wir auch anhand einer Friedhofskapelle in Cluj oder einer umgebauten Kirchenburg in Curciu gezeigt.


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Zustand im Jahr 2008; Foto: Plinul cel tanar, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Zustand im Jahr 2008; Foto: Plinul cel tanar, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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