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15.04.2019

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Lückenschluss auf Burg Brattenstein

Sanierung im fränkischen Röttingen von Schlicht Lamprecht


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Die Burg Brattenstein, auf einer Anhöhe über der Kleinstadt Röttingen im Taubertal gelegen, bildet seit Mitte der 1980er Jahre die Hintergrundkulisse für das alljährlich stattfindende Freilichttheaterfestival „Frankenfestspiele“. Doch die jüngere Geschichte der hochmittelalterlichen Vierflügelanlage ist auch überschattet von einem tragischen Unglücksfall: 1971 stürzte bei Umbaumaßnahmen der stadtseitige Ostflügel ein und begrub vier Menschen unter sich. Jahrzehntelang klaffte die nur mit einer behelfsmäßigen Holzkonstruktion geschlossene Lücke wie eine offene Wunde in der Burgmauer. Nun wurde sie nach einem Entwurf von Schlicht Lamprecht Architekten (Schweinfurt) geschlossen. Das von der Kommune Röttingen beauftragte und 2018 fertiggestellte Projekt, bei dem Hußenöder Ingenieure (Würzburg) die Tragwerksplanung übernahmen, wurde vom Freistaat Bayern mit 1,2 Millionen Euro unterstützt.

Die Sanierung stellt den ursprünglich geschlossenen Charakter der Burganlage wieder her, zugleich bleibt mit den unverändert belassenen Abbruchkanten auch die Erinnerung an den Einsturz präsent. Statt den fehlenden Ostflügel lediglich zu ergänzen, schufen die Architekten eine völlig neue städtebauliche Situation: Sie  setzten die wiederaufgebaute Stützwand vom Straßenbereich zurück und nutzten den so entstandenen Zwischenraum für eine breite Freitreppe, die nun eine zusätzliche Erschließung der Burg von der vorbeiführenden Straße aus ermöglicht. Während sich die Sichtbetonkonstruktion der Treppe eindeutig als moderne Intervention zu erkennen gibt, wurde die neue Mauer optisch an den Bestand aus Muschelkalkstein angepasst und mit den Überresten des eingestürzten Gemäuers verblendet. Mit 35 Metern Länge und zehn Metern Höhe bildet sie eine klare Grenze, fungiert jedoch ebenso als Mittler zwischen Burg und Stadt: Ein großer „Balkon“ in Form einer überdimensionalen Loggia durchbricht die obere Hälfte und eröffnet weite Blicke über die Dächer Röttingens.

Zum Burghof hin schließt sich an den eingeschobenen Kubus ein über die ganze Länge der Stützwand verlaufender, offener Riegel an, der als Multifunktionsgebäude dient und die Zuschauertribüne für die Festspiele und andere öffentliche Veranstaltungen aufnimmt. Mittels einer großen Schiebetür kann der Durchgang zum Balkon geöffnet oder geschlossen werden, sodass sich unterschiedliche Raumwahrnehmungen und Nutzungsmöglichkeiten ergeben. Durch die Holzauskleidung im Inneren entsteht ein wohnliches Ambiente,  die Außenhaut aus Cortenstahl wiederum ruft mit ihrer metallischen Erscheinung Assoziationen zu einer Ritterrüstung wach.

Wiederherstellung der Burgmauer, Wetterschutz und eine neue Offenheit zur Stadt hin – Schlicht Lamprecht ist ein selbstbewusster Lückenschluss gelungen, der sich zugleich respektvoll in den Bestand einfügt. „Eine Burg für die Bürger“, wie die Architekten selbst ihr Projekt übertiteln. Vor Kurzem erhielt das Projekt den BDA Preis Bayern 2019 in der Kategorie „Bauen im Bestand/Denkmal“ und ist damit auch für den bundesweiten BDA-Preis Nike nominiert, der voraussichtlich im Mai diesen Jahres vergeben wird. (da)

Fotos: Stefan Meyer


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

E. Lang | 16.04.2019 16:51 Uhr

Niveau, allgemein

Liebe Kollegen
ich finde es nach wie vor schade, wenn diese Platform für anonyme Kritik genutzt wird.
Können wir uns darauf einigen offen sachliche Kritik zu äussern?
Sie hierzu auch "unsere Regeln"

5

Claus | 15.04.2019 23:33 Uhr

rostiger Ritter im Hobbykeller, leider

Die hinzugefühgte Sichtbetontreppe und der Blecherker mit Fenster erzeugen auf den Fotos schon ein stimmiges Bild und sind in meinen Augen recht gelungen.

Ein bisschen Zweifel habe ich aber schon am Cortenstahl. Auf den Bildern 1 und 2 finde ich besonders das graue Blech im Spiel mit dem Stein gut.

Im späteren Zustand könnte der Ritter doch etwas verrostet wirken und farblich auf merkwürdige Weise mit der -etwas nach Hobbykeller aussehenden- Holzlattung zusammengehen...

4

Lutz Borchers | 15.04.2019 21:44 Uhr

zuviel Material

Der Bretterverschlag des Tribünenraums ist in der Tat ernüchternd. Hätte man nicht bei Blech oder Beton bleiben können?
Hübsch allerdings, wie die Gaubengruppe des Altbaus in der Scheinwerferreihe ihre Fortsetzung findet.

3

Gabriel | 15.04.2019 20:21 Uhr

bewusst?

... ist doch ganz anständig eingefügt, der Ort beachtet.
Warum dann immer dieses alberne "selbstbewusst"? (Erinnert an DDR-Texte, in denen "Weltniveau" vorkommen musste.)
Das 'Selbst', dessen das Projekt sich angeblich bewusst ist, oder sein Verfasser, interessiert uns doch weniger als der Ort, und der ist gut interpretiert. Selbstbewusst wäre es, wenn man auf die bemühte 'Eigenständigkeit' verzichtet und die (bald billig aussehende) Betonwand werksteinmäßig bearbeitet und der Mauer angenähert hätte. Das bemühte "Schaut mal alle her, ich bin neu, glatt und eigenständig" ist das Gegenteil von selbstbewusst - es ist die Haltung der Verunsicherten.
Cortenstahl assoziiert Ritterrüstung ... das ist gegenüber den Architekten aber gemein.

2

Architekt | 15.04.2019 16:53 Uhr

Lückenschluss

brutale Sanierung

1

staubmeier | 15.04.2019 16:18 Uhr

eine gute idee ...


... macht noch lange nicht preiswürdig.

wie bei einer guten symphonie.

auf die durchführung kommt es an.

dann wohl eher puma als nike.

schade.

 
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