Im Quartier Rauchmühle im Westen von Salzburg wurden Bestandsgebäude einer historischen Mühlenanlage saniert und umgenutzt, um Neubauten ergänzt und ein Bachlauf renaturiert. Die Transformation und Erweiterung der Industrieanlage wurden in den vergangenen drei Jahren schrittweise abgeschlossen. Im Ergebnis zeigt sich ein bemerkenswertes Konglomerat aus frei finanzierten oder geförderten Wohnungen, Büros und Veranstaltungsräumen.
Die Geschichte des Mühlenareals reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Es trug über lange Zeit zur Mehlversorgung von Salzburg und darüber hinaus bei. Ursprünglich als Wassermühle namens Aestmühle am Glanbach errichtet, entwickelte sich die Anlage im Laufe der Jahrhunderte zu einer der modernsten ihrer Art. Im 19. Jahrhundert wurde sie – inzwischen in neuen Besitzverhältnissen – umbenannt und um Metallwalzen, ein Dampfkraftwerk und eine Bahngleisverbindung erweitert.
Nach dem Konkurs im Jahr 1933 übernahm die Unternehmerfamilie Rauch die Mühlenanlage, bis sie 2011 stillgelegt und die Mehlproduktion nach Innsbruck verlagert wurde. Damit begann die jüngste Entwicklung des Areals durch die Prisma Unternehmensgruppe (Dornbirn). Das städtebauliche Grundkonzept wurde 2013 durch Michael Wallraff auf Basis eines Leitbilds von Max Rieder erarbeitet.
Das Quartier Rauchmühle umfasst neben den bereits 2021 fertiggestellten Wohnhäusern des norwegischen Büros Helen & Hard auch die Revitalisierung von vier historischen Bauwerken auf dem Areal. Die Büros dunkelschwarz sowie huber und theissl architekten aus Salzburg widmeten sich dem Umbau des ehemaligen Maschinenhauses und der denkmalgeschützten Ceconi-Villa. Das Büro Aicher Architekten aus Dornbirn übernahm die Planung für das Alte Mühlhaus und den Alten Silo, unterstützt von Rainer Köberl aus Innsbruck in der Entwurfsphase. Die Gestaltung der 16.500 Quadratmeter umfassenden Außen- und Grünflächen wurde von Carla Lo Landschaftsarchitektur aus Wien übernommen.
Maschinenhaus
Das in den 1980er Jahren errichtete Maschinenhaus war bis kurz vor seiner 2021 abgeschlossenen Sanierung noch in Betrieb. Es beherbergt nun 17 geförderte Mietwohnungen mit 1.160 Quadratmetern Nutzfläche. Diese entstanden im Auftrag der gemeinnützigen ÖSW Wohnbauvereinigung, Teil der Salzburg Wohnbau. Die massive Struktur aus Stahlbeton und Geschosshöhen von bis zu vier Metern prägen das Gebäude.
Die imposante Raumhöhe sollte auch für die neue Nutzung erlebbar gemacht werden. Deshalb wurden einzelne Elemente wie Raumboxen, Trennwände mit Oberlichtern und Schiebetüren sowie Versorgungseinheiten mit Sanitär- und Küchenanschlüssen integriert, um die sich umlaufende Raumsequenzen mit flexibler Nutzung gruppieren. Ein zusätzlicher Raum pro Einheit fungiert als Schallpuffer zur Bahnlinie hin. Die Fassade wurde mit Mineralwolle gedämmt. Eine Treppen- und Laubengangkonstruktion aus Stahlbeton an der Nordseite dient nun der Erschließung.
Ceconi-Villa
Im Osten des Areals konnte das gleiche Planungsteam die vom Salzburger Baumeister Jakob Ceconi 1898 errichtete historistische Villa in ein Bürogebäude umwandeln. Bauherren der 2022 abgeschlossenen Transformation sind die An der Glan Investment sowie das Stadtwerk Salzburg. Im Einklang mit den Denkmalschutzbestimmungen wurde der nicht nutzbare Dachraum rückgebaut und durch einen größtenteils verglasten Holzbau ersetzt.
Die Maßnahmen umfassten neben der behutsamen Sanierung des Bestands auch die Verlagerung des Eingangs an eine für das Gesamtensemble repräsentativere Stelle. Außerdem wurden blinde Fenster (re)aktiviert, Sanitärbereiche sowie Portale aus Lärchenholz und Glas für das bestehende Treppenhaus ergänzt und ein Aufzug eingebaut.
Alter Silo und Altes Mühlhaus
Der Alte Silo und das Alte Mühlhaus sollen zukünftig Räume für die Digital- und Kreativwirtschaft beherbergen. Die historische Struktur wird dabei selbstbewusst zur Schau gestellt. Im Mühlhaus sind original belassene Backsteinmauern sowie Metall- und Glaselemente zu sehen, die um neue Elemente wie eine Wendeltreppe aus Stahl ergänzt wurden. Der Alte Silo beeindruckt durch seine unverkennbare Fassadengestaltung mit klarem Bezug zur ursprünglichen Typologie. (sab)
Fotos: Niko Zuparic, Volker Wortmeyer, Hermann Seidl
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