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09.09.2022

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Spätmoderne am Ernst-Reuter-Platz

Sanierung eines Bürohauses in Berlin


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1974 eröffnete das von Bernhard Binder erbaute, wuchtige Bürohochhaus an der Ecke Ernst-Reuter-Platz / Bismarckstraße. Ursprünglich als Hauptpostamt 2 konzipiert, wurde es nach der Postreform 1989 von der Telekom weiter betrieben und stand schließlich dreizehn Jahre leer. Nun wurden Sanierung und Revitalisierung des Hauses samt Aufstockung und Teilneubau abgeschlossen.

Mit seiner geradezu monumental gestapelten Baumasse und den mit Kupfer bedampften Fensterbändern zählt Binders Gebäude zu den prägenden Häusern am Ernst-Reuter-Platz. Obwohl das Haus Bestandteil des denkmalgeschützten städtebaulichen Ensembles ist, stand es als Einzelobjekt nicht unter Denkmalschutz. Deshalb war ein Abriss theoretisch möglich. Im beschränkten, geladenen Auswahlverfahren setzte der erstplatzierte Entwurf von Tchoban Voss Architekten (Berlin) jedoch nicht nur auf den Erhalt des Hauses, sondern auch auf eine möglichst weitgehende Wiederherstellung des ästhetischen Erscheinungsbildes im Zuge der Fassadenneuplanung.

Die Revitalisierungsmaßnahmen umfassten die vollständige bauliche und technische Entkernung des Bestands, eine tiefgreifende Schadstoffsanierung und den Rückbau der kontaminierten Fassade. Der zweigeschossige Anbau des ehemaligen Rechenzentrums im Hof wurde abgerissen und neu errichtet, so dass hier nun Büroräume mit drei Patios liegen. Außerdem wurde ein Staffelgeschoss mit Terrassenflächen realisiert.

Der Entwurf für Sanierung und Revitalisierung stammt von Tchoban Voss (Bedarfsplanung, Leistungsphasen 1 bis 4, Leitdetails, Ausschreibungsplanung); die Generalplanung lag bei das projekt. Seit 2019 waren die Büros nicht mehr beteiligt. Stattdessen wurde der Generalunternehmer Hagenauer beauftragt, der zusammen mit der ARGE a-base & BEP Architekten (Berlin) die weitere Umsetzung übernahm. Das neue Team zeichnet ab Leistungsphase 5 verantwortlich, erbrachte aber auch Teile der Leistungsphasen 3 und 4. (iva)

[Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Fassung des Artikels wurden die erbrachten Leistungen von Hagenauer und der ARGE a-base & BEP Architekten nicht erwähnt. Außerdem entsprachen die gezeigten Pläne nicht dem realisierten Projekt. Wir haben die Angaben zu den Beteiligten korrigiert und die Pläne entfernt.]

Fotos: Klemens Renner, Lev Chestakov


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

8

STPH | 15.09.2022 06:49 Uhr

....

Das man Fassadenfläche und dahinterliegende Baustruktur in ein aktives, veränderbares Verhältnis zueinander setzt, war ja von vorne herein von der Moderne so vorgesehen. Fläche zu Raum als ein abstraktes Verhältnis.
Schön das das auch funktioniert.

7

Christian Richter | 12.09.2022 17:56 Uhr

kein Denkmalschutz, nur Ensembleschutz

@Lost
In der Meldung ist folgendes zu lesen: "Obwohl das Haus Bestandteil des denkmalgeschützten städtebaulichen Ensembles ist, stand es als Einzelobjekt nicht unter Denkmalschutz. Deshalb war ein Abriss theoretisch möglich."

6

Lost | 12.09.2022 13:10 Uhr

Denkmalschutz

Das Ensemble steht unter Denkmalschutz.

5

Christian Richter | 12.09.2022 12:49 Uhr

Chance genutzt - und verpasst

Die Sanierung von Gebäuden, und deren Erhalt im Gegenteil zu einem Abriss ist angesichts der zukünftigen Herausforderungen angemessen und richtig. Insofern wurde die Chance genutzt.

Leider wurden bei der Sanierung die wenigen architektonisch-plastischen Details des Baukörpers (die zurüclspringenden Fassaden an den Ecken) gleich mit weggeschliffen. Das erscheint mit ziemlich unsensibel und auch völlig unnötig, denn an Rationalität und Funktionalität mangelt es diesem großmaßstäblichen Gebäude sonst wirklich nicht. Das Ergebnis ist nun noch austauschbarer, als es der Vorläufer schon war.

Richtig spannend wäre eine architektonische und nutzungsmäßige Transformation gewesen. Aus einem "Büroklotz" wieder einen Büroklotz zu machen, ist keine besonders interessante Weiterentwicklung des Bestandes - es ist halt eine Sanierung. Insofern sind hier die großen Chancen verpasst worden, nämlich ein kreatives Weiterbauen im Bestand.

4

stph | 10.09.2022 11:05 Uhr

....

Wer hätte gedacht das geplante änderbarkeit auch mal funktioniert ?

3

Architekt | 09.09.2022 17:58 Uhr

Nachhaltigkeit

Dieses Gebäude wird auch durch die Sanierung nicht besser. In kürzester Zeit wird es ähnlich ramschig aussehen wie zuvor. Schade, dass es jetzt noch länger stehen wird.
Wenn ich länger darüber nachdenke, passt es sehr gut zur Fassade der Erweiterungsbauten der Deutschen Bank schräg gegenüber. Die Fassde ist dort so einfältig nach graphischen Gesichtspunkten geformt, dass sie mind. 1x im Jahr komplett gereinigt werden muss. Die Erhaltung dieser Gebäude kann wohl nur als Mahnmal sinnvoll sein.

2

Moppelhuhn | 09.09.2022 17:52 Uhr

Ja, wirklich schön, ...

... daß man das Gebäude in seiner ursprünglichen Gestaltung belassen hat. Soweit ich informiert bin, sogar ganz freiwillig, denn Denkmalschutz besteht ja glaubich nicht?

Ich finde diesen Zwang, Gebäude alle paar Jahrzehnte dem Zeitgeschmack anzupassen, furchtbar. Das Kudamm-Karree bekommt gerade seine dritte Fassade.

Ein Gebäude steht doch immer für seine Zeit und hat Erinnerungswert. Egal wie man baut, die folgende Generation wird es häßlich finden und zwei, drei Generationen später wird man es unter Denkmalschutz stellen, wenn es so lange überlebt ...

1

Georg von Schwethelm | 09.09.2022 16:35 Uhr

Guter Einklang

Das Gebäude fügt sich ausgezeichnet in die trostlose Weite des ER Platzes - es sieht hell, frisch und zeitlos aus inmitten der Zusammenhanglosigkeit des rappeligen Umfelds. Schön auch, dass man hier konsequent auf die Rasterfassade verzichtet hat, die ja inzwischen jeden Dorfplatz ziert.

 
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Zustand vor der Sanierung

Zustand vor der Sanierung

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