Über die Naturwissenschaften hinaus ist Albert Einstein als Urheber der Relativitätstheorie bekannt. Um die Überlegungen des Physikers experimentell zu beweisen, entstand zwischen 1918 und 1924 auf dem Potsdamer Telegrafenberg der sogenannte Einsteinturm. Das Observatorium geht auf Pläne des Astronomen Erwin Finlay-Freundlich und des Architekten Erich Mendelsohn zurück und gilt als eine Ikone der expressionistischen Architektur. Seit der Fertigstellung des Baus waren immer wieder Instandsetzungen nötig. Nun hat eine neuerliche Sanierung des Observatoriums unter Leitung des Potsdamer Büros Kühn-von Kähne und Lange ihren Abschluss gefunden.
Der Einsteinturm mutet wie eine Umsetzung der Architekturskizzen an, die Mendelsohn während des Ersten Weltkriegs anfertigte. Einerseits fasste Mendelsohn das Observatorium als Versuch auf, Einsteins Entdeckungen symbolische Form zu geben. Anderseits sollte die spektakuläre Gestalt auch die Einwerbung von Geldern erleichtern, da die Finanzierung des Projektes durch Spenden erfolgte. Der Einsatz von Eisenbeton eröffnete dem Architekten dabei ungeahnte gestalterische Freiheiten. Zugleich sollte er auch Temperaturschwankungen vorbeugen.
Rückblickend sollte Mendelsohn gegenüber dem Architekturhistoriker Julius Posener beklagen, dass eigens Bootsbauer zur Errichtung des mehrfach gekrümmten Schalwerks engagiert werden mussten. Kostengründe führten außerdem zu einer Errichtung in Mischbauweise, die die Betonkonstruktion mit Ziegelmauerwerk verband. Eben diese Kombination der Materialien gilt als Ursache der wiederholt aufgetretenen baukonstruktiven Probleme. Nur vier Jahre nach der Einweihung verlangte der Bau bereits eine erste Sanierung. Im Abstand von jeweils zehn bis zwanzig Jahren folgten viele weitere.
Bereits die letzte Instandsetzung durch Helge Pitz in den Jahren 1997–99 wurde durch die Wüstenrot Stiftung unterstützt, die nun auch die Kosten der jüngsten Wiederherstellung in Höhe von 1,25 Millionen Euro übernahm. Heute ist es das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, das den Turm betreibt. Als Sonnenteleskop dient es sowohl der wissenschaftlichen Forschung als auch der Ausbildung von Studierenden. (ree)
Fotos: Thomas Wolf, Thomas Knappheide
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Zeitgleich mit der Wiedereröffnung ist auch ist auch die digitale Ausstellung „Einsteinturm revisited“ online gegangen.
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arcseyler | 07.10.2023 14:59 Uhr........
Dieser tolle Übergang vom Boden in die Vertikale krankt am Übergang. Der Rasen hätte eine ordentliche Bugwelle vertragen, der Bereits wesentliche Teile des Heraushebens inszeniert und so sanierungssicher macht.