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10.09.2021

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Strömungen der Spätmoderne

Sanierung der Uni Siegen von Nattler Architekten


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Der heutige Adolf-Reichwein-Campus der Uni Siegen ist auf den ersten Blick als Kind der Bildungsreformen der 60er und 70er Jahre erkennbar. Weithin sichtbar entfaltet sich der terrassierte, spätmoderne Gebäudekomplex auf dem Haardter Berg, changierend zwischen skulpturaler Setzung und modularer Ästhetik. Die knallige Farbgebung, die vorgesetzten Wartungsbalkone und die riesigen Metallröhren im Inneren verströmten dabei sogar einen Hauch Hightech-Feeling. Nattler Architekten aus Essen haben die Anlage zwischen 2016 und 2020 umfangreich saniert.

Zurück geht die Uni auf den vom damaligen nordrhein-westfälischen Wissenschaftsminister Johannes Rau 1972 initiierten neuen Typus der Gesamthochschule, der außer in Siegen auch an Standorten wie Paderborn und Wuppertal umgesetzt wurde. Zuständig für die notwendigen Neubauten war die Zentrale Planungsstelle zur Rationalisierung von Landesbauten des Landes Nordrhein-Westfalen, die unter dem Titel „NRW 75“ ein modulares Planungssystem schuf, das dann von privaten Architekturbüros an die örtlichen Gegebenheiten angepasst und um Sonderbauten ergänzt werden sollte. Im Fall von Siegen waren unter anderem Fritz Eller, Erich Schneider-Wessling und Eckhard Gerber beteiligt, der letzte Bauabschnitt wurde 1979 eröffnet.

Auf den umfangreichen Modernisierungsbedarf des Bestands reagieren die Architekt*innen mit einer Straffung der Architektur. Verschwunden sind die markanten Balkone und das satte Blau, dafür wurde die Fassade mit fast weißen Alupaneelen farblich an das benachbarte Rektoratsgebäude aus jüngerer Zeit angepasst. Rund 114 Millionen Euro brutto betrug das Gesamtbudget der Maßnahme, die neben einer vollständigen Entkernung und Erneuerung aller technischer Anlagen auch eine Asbestsanierung und weitere Vorhaben auf dem Campus umfasste. Gelungen ist dabei nicht nur, dass man sich mit Blick auf die graue Energie des Bestands für einen Erhalt entschlossen hat, sondern auch, dass die neue Fassade mit ihrem vertikalen Fugenbild ebenfalls zur Entstehungsepoche der Campusanlage passt – nur eben zu einer anderen formalen Strömung.

Teil der Sanierung war auch eine umfassende Neuorganisation des Komplexes, der unter anderem die Mensa und die Universitätsbibliothek beinhaltet. Brücken sorgen hier für kurze Verbindungen und auch das Foyer wurde funktional deutlich aufgewertet. Erhalten blieb aber der lichte Grundcharakter der Architektur und eindrucksvolle technische Elemente wie die riesigen Röhren der Belüftungsanlage. Auch viel Sichtbeton ist weiterhin erkennbar, nur die teils düsterere Materialität des Bestands gestaltet sich nun deutlich freundlicher. An der Neugestaltung der Universitätsbibliothek war außerdem das Büro Michaelis Szenografie aus Münster beteiligt. Als „weiße Universität“ auf dem Berg kann die Anlage nun zur alten wie neuen Siegener Landmarke werden. (sb)

Fotos: HG Esch


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