Die Schulanlage Châtelet in Biel gehört zu einer Seltenheit in der Schweiz, denn ihre Architektur basiert auf pädagogischen Leitbildern der Pavillonschule. Ihr Gebäudetypus, der räumlich eine freie, eigenständige Entwicklung der Schüler in kindgerechtem Maßstab räumlich ermöglichen soll, wurde in der Zwischenkriegszeit zum ersten Mal in Basel verwirklicht und kam in den 1950er und 60er Jahren zur mehrfachen Anwendung. Viel Licht, Luft und Einbeziehung des Außenraums spielen in dieser Pädagogik eine Rolle. Dementsprechend bestehen ihre Schulen aus Pavillons für jede Klasse, die sich in Clustern um einen Gartenhof gruppieren.
Als Zeuge dieses außergewöhnlichen Typus steht die Schulanlage in Biel, errichtet 1956 von den Architekten Hohl + Bachmann, unter Denkmalschutz. Sie setzt sich aus mehreren Einzelbauten und einer parkartigen Außenanlage zusammen. Ein überdachter Gang verbindet die jeweiligen, unterschiedlich hohen Baukörper miteinander. 2009 schrieb die Stadt Biel einen Wettbewerb für die Erweiterung und Gesamtsanierung der Schulanlage aus, die seit ihrer Gründung nicht mehr saniert wurde. Morscher Architekten (Bern) konnten den Projektwettbewerb mit ihrem Vorschlag, nebst Sanierung eine neue Turnhalle und Räume für die Tagesschule in einem Neubau zu fassen, für sich entscheiden. Die Arbeit erfolgte in mehreren Etappen: Bereits 2013 legten Morscher Architekten den Grundstein für ihren Erweiterungsbau, darauf folgte zunächst die Sanierung des Bestands in zwei Phasen, während derer der Schulbetrieb aufrecht erhalten blieb. Erst 2017 waren die Arbeiten vollständig abgeschlossen.
Der Erweiterungsbau folgt dem räumlichen Prinzip der Pavillonschule und fügt sich in die Gebäudegruppe ein. Trotzdem unterscheiden Morscher Architekten gestalterisch zwischen alt und neu, insbesondere in der Innenraumgestaltung, wo Holz, Beton und Farbe zum Einsatz kommt. Der eingeschossige Neubau ordnet sich an die Erschließungszone der Turnhalle und Aula an und übernimmt eine neue Höhengliederung des Ensembles. Im Süden der Anlage griffen die Architekten mit einer Überdachung des Innenhofs zusätzlich, wenn auch sehr milde und in Abstimmung mit dem Denkmalamt, in den Bestand ein und schufen einen zusätzlichen Leseraum für die Kinder. Sonst erfolgten nur punktuelle Anpassungen innerhalb der bestehenden Strukturen. Vor allem stellten sie die usrprüngliche Farbigkeit der Schulanlage und der Inneneinrichtung wieder her. (mg)
Fotos: Thomas Jantscher
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