Das Berliner Büro Maedebach & Redeleit Architekten bleibt sachlich, keine Überformung, kein forcierter Gegenwartsbezug. Denn das Interessante des soeben sanierten Gebäudes für das Bundesarchiv ist vor allem seine Geschichte: Er ist der einzige erhaltene repräsentative Teil der einst 20 Gebäude umfassenden Hauptkadettenanstalt, die die preußische Armee 1874 als hochmoderne Anlage mit Anschluss zur elektrischen Straßenbahn in Berlin Lichterfelde errichtete. Während des Nationalsozialismus wurde die Kaserne von der SS genutzt. Adolf Hitlers persönlich unterstellte Leibstandarte fand darauf ihr Quartier – und verübte dort Verbrechen, wie die Ermordung von SA-Mitgliedern während des Röhm-Putsches. Die Amerikaner übernahmen die Anlage später, nunmehr zu „Andrews Barracks” umbenannt. Sie bauten kriegszerstörte Teile im Stil der Fünfziger wieder auf und errichteten eine konfessionsübergreifende Kapelle auf dem Areal. Seit 1994 schließlich lagern in dem denkmalgeschützten, reich verzierten Backsteingebäude die Dokumente des Bundesarchivs. Ein modernes Magazingebäude nach Entwürfen von Stephan Braunfels wurde 2010 auf dem Gelände gebaut.
Aufgabe von Maedebach & Redeleit Architekten war nun eine zeitgemäße Herrichtung des 160 Meter langen Altbaus als Verwaltungstrakt des größten von insgesamt acht Standorten des Bundesarchivs. Das Büro sanierte die Fassade und ertüchtigte den Bau nach brandschutztechnischen und energetischen Gesichtspunkten. Dabei ging es ihnen um eine, wie sie schreiben, „Balance zwischen Bewahren und Erneuern“: Farbgebungen und Materialverbindungen wie das Grün der hölzernen Fensterrahmen aus dem 19. Jahrhundert, der teils ornamental eingesetzte Backstein sowie die typischen Bödenbeläge aus den Fünfzigerjahren sind nun wieder sichtbar.
Sind diese Maßnahmen sehr zart, so unternahm das Berliner Büro für eine effiziente Wegeführung einen etwas größeren Eingriff. Um die 19.600 m2 Nutzfläche des Altbaus an den Arbeitsfluss in dem Archiv anzupassen, verlegten die Architekten den Eingang an den Braunfels-Neubau von 2010 und entwickelten zwei gläserne Gänge, mit denen sie das Magazin und den Fünfzigerjahretrakt der Amerikaner verbinden. Für die neue Raumorganisation bauten Maedebach & Redeleit ein Treppenhaus in den östlichen Eckrisalit des Altbaus. Hier nun wagen sich die Architekten gestalterisch hervor: Die charakteristischen Farben des Altbaus – das Rot des Backstein und das Grün der Fensterrahmen – greifen sie auch in der Farbgebung des Treppenhauses auf, mit kräftigem Effekt. (sj)
Fotos: Anastasia Hermann
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
peter | 30.10.2018 13:32 Uhr@rudi (kommentar 1)
warum jetzt?
es wäre schön, wenn sie ihre ansichten etwas begründen könnten, damit auch andere leser ihre meinung ggf. nachvollziehen können.
danke.