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14.07.2021

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Die Wellen der Samaritaine

Sanaa sanieren Kaufhaus in Paris


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An dieser Adresse in der Pariser 9 rue de la Monnaie ist Konsum ein Kulturgut. Hier, zwischen Pont Neuf, Châtelet und Louvre, besteht seit 1870 das Luxuswarenhaus La Samaritaine, traditionell geöffnet an 364 Tagen im Jahr und durch Bauten repräsentiert, an deren Errichtung die großen Namen Frankreichs aus der Wende zum 20. Jahrhundert beteiligt waren: Frantz Jourdain, Gustave Eiffel, Henri Sauvage. Schrittweise wuchs das Haus bis in die 1930er Jahre zu einem Ensemble aus drei Gebäuden an, das einen gesamten Straßenblock einnimmt. Seither steht La Samaritaine mit einem reichen Dekor aus Jugendstil und Art Déco, einem glasüberkuppelten Lichthof und konstruktiven wie ornamentalen Elementen aus Stahl emblematisch für eine Architektur des Luxuswarenhauses in den Metropolen dieser Welt. 15 Jahre lang wurde der Komplex, seit 2001 im Besitz des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH Moët Hennessy-Louis Vuitton, nach Plänen von Sanaa (Tokio) saniert und um ein zeitgenössisches Gebäude erweitert. Als Ende Juni der Neubau des japanischen Starbüros um Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa neben dem denkmalgeschützten Jugendstil von Jourdain und Sauvage eröffnete, war sogar Emmanuel Macron zugegen.

750 Millionen Euro soll Sanaas Sanierung und Erweiterung von La Samaritaine gekostet haben. 43.000 Quadratmeter Fläche stehen für den Verkauf von Luxusartikeln und eine gehobene Gastronomie zur Verfügung, dazu gehört auch die spektakuläre graublaue Eisentreppe Gustave Eiffels, die im Lichthof des Jourdain-Baus über eine Länge von fünf Etagen mit 16.000 Goldblättern restauriert wurde. Lagneau Architectes (Paris) zeichneten für die Bearbeitung der berühmte Treppe wie auch für die gesamte Restaurierung der denkmalgeschützten Bestandsgebäude verantwortlich.

Im Zuge der Sanierung und Erweiterung des Gebäudekomplexes mit seinen nunmehr insgesamt 65.100 Quadratmetern Nutzfläche organisierten Sanaa das Raumprogramm neu. Wo früher ausschließlich Warenhaus war, befinden sich jetzt auch insgesamt 15.000 Quadratmeter Büroflächen und ein Luxushotel mit 72 Zimmern (Preis je Übernachtung: 1.500Euro). Bemerkenswert sind die 7.100 Quadratmeter sozialer Wohnungsbau sowie eine Kinderkrippe, die François Bruegel Architectes Associés (Paris) im Rahmen der Sanierung in den Bestand hineinplanten. Samaritaine-Generaldirektor Jean Jacques Guiony erklärt hierzu gegenüber der ARD: „Das ist Gesetz. Beim Bauen muss man rund 25 Prozent der Fläche für Sozialwohnungen vorsehen. Wir hatten die Freiheit, sie nach innen zu legen in das Gebäude an der rue de Rivoli.“ Die Mieter dieser ungewöhnlich situierten Wohnungen schauen auf den begrünten und überdachten Innenhof mit der Wellnessoase des Jourdain-Trakts.

Am augenfälligsten der wiedereröffneten Samaritaine ist der Neubau von Sanaa. Mit seiner sanft gewellten Glashülle fügt er sich an der rue de Rivoli in den Rhythmus und den Maßstab des reich dekorierten Bestands ein. Die Nachbargebäude spiegeln sich in den Wellen, nur leicht bricht der Neubau durch die konsequente Verwendung von Glas und die transparente Konstruktion mit der Umgebung. Innen organisierten Sanaa – ausführendes Büro vor Ort war übrigens SRA Architectes (Paris) – die Kaufhausflächen um: Im Zentrum des Neubaus liegt ein großes Atrium mit Rolltreppen. Auch den langen Jourdain-Bau ließen sie nach innen öffnen. Beide Atrien sind zeitgenössische, gleichwohl etwas zurückhaltendere Pendants zum spektakulären Lichthof mit der Eiffel-Treppe. Eine durchgehende Passage verbindet nun die drei Höfe miteinander. Unter ihren jeweils gläsernen Kuppeln wartet eine unerschöpfliche Produkt- und Markenwelt vom Hand-Gel für drei Euro bis zum Eau de Parfum im Kristallflakon. (sj)

Fotos:
David Boureau, Jared Chulski Pierre-Olivier Deschamps, Takashi Homma, Vladimir Vasilev


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

11

Davide | 19.07.2021 17:42 Uhr

Die Idee war ja gut...

Sanaa für die Erweiterung eines so leichten, heiteren Jugendstilbaus zu verpflichten.
Doch mir scheint es, das Prinzip Mall lässt heute Leichtigkeit einfach nicht mehr zu.
Die dicken Rolltreppen und Decken machen alles schwerfällig, aber selbst das Glasdach auf dem Atrium lässt keine Leichtigkeit aufkommen.

Das haben Sanaa schon wesentlich besser hinbekommen. Die Fassade ist da ein Schwacher Trost für ein sehr konventionelles Kaufhaus.

10

auch ein | 16.07.2021 08:48 Uhr

architekt

was ein aufwand!
diese fassade ist wirklich ein sehr aufwändiges, teures, unterhaltsintensives element.

nicht alles was man kann und machbar ist MUSS man auch machen....

9

Jan | 15.07.2021 17:58 Uhr

@Ex-Berliner

Vielen dank für die Angaben!

Die Böhms haben es einfach drauf.
Da hätten sich die Kollegen von SANAA mal eine Scheibe von abschneiden können...

8

Ex-Berliner | 15.07.2021 16:24 Uhr

@Jan

Peter Böhm Architekten war fürs P+C in der Tauentzienstraße verantwortlich. 1995 muss das gewesen sein.

7

xvm | 15.07.2021 16:20 Uhr

Sanaa: mal top, mal flop, ...

... hier zweiteres.
Geradezu altbacken und langweilig. Mehr Eleganz wäre wünscheswert gewesen.

6

Jan | 15.07.2021 13:17 Uhr

Besser in Berlin

Anfänglich dachte ich an das schöne P&C Kaufhaus in Berlin am Tauntzien, doch bei genauerer Betrauchtung stellte ich fest, dass die Fassade von SANAA kaum Öffungen hat und überhaup nicht in Dialog mit der Umgebung tritt, zudem nicht vom Inneren des Baus preisgibt.

Da ist das Kaufhaus in Berlin wesentlich spannender. Es ist verspielt und bietet großzügige Einbliche ins Innenleben des Bauwekes. Die Wirkung bei Nacht ist besonders beeindruckend.

BTW kann mir jemand sagen, wer für diesen reizvollen Enwurf verantwortlich war?

5

Peter | 15.07.2021 13:04 Uhr

...

Sehr schöne Glasdach-Konstruktion!

4

ein architekt | 15.07.2021 10:45 Uhr

100 Jahre

alt und die Architektur des Jugendstil hat so viel mehr räumliche Qualität.

Denn abgesehen von der Oberflächengestaltung, die viele Architekten ablehnen, den scheinbaren Formalismen, ist Jugendstil, Liberty eben ein konstruktiv (frei-)räumliches Manifest.

Das Grandiose im Elementaren und im Detail, Ästhetik als Komponente der Konstruktion, das scheint für die vielen beteiligten Architekten der letzten Jahre ein Problem zu sein.

Wozu braucht es da eigentlich Architekten?

3

GHSH | 15.07.2021 10:05 Uhr

konventionell

Bis auf die gewellte Fassade, wirkt der SANAA-Bau auf den Bildern erschreckend konventionell, beinahe einfallslos.

2

Wolfgang | 14.07.2021 22:17 Uhr

Abgekupfert?

von SwissRe in Zürich?

1

Hans | 14.07.2021 16:11 Uhr

ein Fall von...

...Fassadenverweigerung

 
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Ein Neubau mit gewellter Fassade für das Luxuswarenhaus in der rue de Rivoli

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Größer und lichter als in den Galeries Lafayette: Der berühmte Lichthof der Samaritaine mit seiner über fünf Geschosse reichenden Freitreppe von Gustave Eiffel

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Der Lichthof im Neubau von Sanaa hält sich mit zwei Obergeschossen etwas zurück.

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