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11.11.2008
Umzug ins Wildschweingehege
SV-Hochhaus in München bezogen
Der Münchener OB Christian Ude, selbst einst Journalist der Süddeutschen Zeitung, fand zum Abschied vom alten Standort des Verlags und der Redaktion der SZ deutliche Worte: „Wer aus der Sendlinger Straße, dieser geschichtsträchtigen 1-A-Lage, nach Steinhausen, also ins städtebauliche Wildschweingehege umzieht, muss ein ziemlicher Depp sein“. Chefredakteur Werner Kilz schließt an: „Nun, wir sind nicht freiwillig gegangen. Wir mussten weichen.“ Die Mehrheit der Gesellschafter des Süddeutschen Verlags hatten den Verkauf der Stammimmobilie aus rein finanziellen Gründen durchgeführt, bevor sie dann 2008 ihre Anteile an die Südwestdeutsche Medien-Holding veräußerten – mit sattem Aufschlag wegen des Immobiliendeals, versteht sich.
Mit einer Verlagssonderveröffentlichung macht die Süddeutsche Zeitung heute ihren vor einigen Tagen abgeschlossenen Umzug ins Gewerbegebiet an der Autobahn publik. Dort ist ein rund 100 Meter hoher Neubau entstanden, der von den Berliner Architekten GKK+Architekten, Oliver Kühn, entworfen wurde. Noch unter der Firmierung Gewers, Kühn und Kühn hatte dieses Büro beim Wettbewerb 2002 den zweiten Preis erhalten und war nach einer Überarbeitung mit der Realisierung beauftragt worden (siehe BauNetz-Meldung vom 13. März 2002).
Nach dem Volksentscheid von 2004, demzufolge Hochhaus-Neubauten in München auf die auf die Höhe der Frauentürme zu beschränken seien, wurde umgeplant. Baumeister-Chefredakteur Wolfgang Bachmann beschreibt den Entwurf: „Der nun ausgeführte, völlig verglaste Bau wirkt wie ein zwingend und stimmig konstruiertes Gebilde aus einem Guss. An der Hultschiner Straße schließt sich an das knapp 100 Meter hohe und 25 Meter breite Haus ein gewinkelter, niedriger Baukörper an, der einen fast intimen Platz vor der 50 Meter tiefen Eingangshalle bildet.
Durch die über die Seiten- und Dachkanten geführten Glasflächen kann man hindurchsehen wie durch ein wehendes Sommerkleid, das seine Trägerin doch nicht enthüllt.“
Der Umzug erschwert nicht nur die Arbeitsbedingungen der Redakteure, für die die lebendige Atmospäre der Innenstadt inspirierend ist. Er besiegelt auch das Schicksal eines der wichtigsten Bauten der Nachkriegsmoderne in München: Der „Schreiberbau“ inmitten des alten Verlagsstandorts soll abgerissen werden. Das Landesdenkmalamt hatte den Bau zwar 2007 unter Denkmalschutz gestellt, aber der Investor kann sich auf eine Zusage der Stadt München von 2006 berufen.
Die Denkmalschützer schrieben 2007: „Der 1963-70 am Färbergraben 14 von Herbert Groethuysen, Gernot Sachsse und Detlef Schreiber errichtete Verwaltungsbau des Süddeutschen Verlags, wegen seiner dunkel eloxierten Aluminium-Glas-Fassade auch als „Schwarzes Haus“ bezeichnet, gehört zu den herausragenden Bauten der Nachkriegszeit und erfüllt die Kriterien eines hochrangigen Baudenkmals. Das Bürogebäude, das sowohl in der Grundrissgestaltung wie in der Ausbildung der konstruktiven Details konsequent die gesetzmäßigen Vorgaben eines Stahlskelettbaus verfolgt, ist ein markantes und zeitgeschichtlich bedeutendes Werk der Moderne.“
Die in München gelegentlich geäußerte letzte Hoffnung für das „Schwarze Haus“, das Bauvorhaben des Investors könne der allgemeinen Banken- und Finanzkrise zum Opfer fallen, wurde von der Pressestelle der LBBW-Immobilien gegenüber BauNetz zunichte gemacht: In der nächsten Woche rollen die Bagger an, um die Baustelle einzurichten und das Schwarze Haus abzureißen. Der „hochgelobte“ städtebauliche Entwurf von Meili und Peter sehe keine Möglichkeiten zum Erhalt des Gebäudes vor.
-tze
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