Südlich des Stadtzentrums von Aachen setzt sich der Entwickler Luisenhöfe für ein nachverdichtetes Quartier gleichen Namens ein. Geplant sind Neubauten für 180 Wohnungen, davon ein Drittel gefördert, die sich in eine gründerzeitliche Blockrandbebauung einbetten. Zudem soll Platz für Büros und Kleingewerbe entstehen, betont wird der Erhalt von Grünflächen und ein weitgehend autofreies Konzept. Den zugehörigen städtebaulichen Wettbewerb gewann 2018 das Büro hector3 architekten (Düsseldorf) mit GTL Michael Triebswetter Landschaftsarchitekt (Kassel).
Am östlichen Rand des Planungsareals befindet sich ein viergeschossiger Bunker, der 1943 errichtet, jedoch keinen Dachabschluss erhielt und dadurch nie wirklich fertiggestellt wurde. Das Bauwerk an der Südstraße steht unter Denkmalschutz und soll nun im Zuge der Quartiersentwicklung zu neuem Leben erweckt werden. Ende 2021 lud der Immobilienentwickler gemeinsam mit der Stadt Aachen sechs Büros ein, ihre Ideen für einen Umbau des Luisensbunkers samt einer Aufstockung mit Büroflächen einzureichen. Das umgenutzte Denkmal soll des Weiteren Gastronomie, Co-Working und Kulturräume beherbergen, zudem soll es als Quartierstreffpunkt eine verbindende Funktion zwischen der bestehenden und neuen Bewohnerschaft einnehmen. Zum ausgewählten Teilnehmerkreis gehörten unter anderem auch Realarchitektur (Berlin), die bereits den Kulturbunker Sammlung Boros in der Hauptstadt umbauen durften, Christ & Gantenbein (Basel) und das Büro dau-design – architects for hotel & spa (Flintbeck). Die nun verkündeten zwei Preise und eine Anerkennung gingen an:
- 1. Preis: SMAA Studio für Architektur (Aachen)
- 2. Preis: Kresings Architektur (Düsseldorf)
- Anerkennung: Architektur Hammers (Aachen)
Das Büro SMAA schlägt vor, den Bunker um nur wenige Fassadenöffnungen aus Loggien und Fenstern sowie um einen Lichtschacht für die ersten beiden Geschosse zu ergänzen. Auch versuchen sie nach eigenen Angaben, mit „der Aufstockung das Wesen und die prägnanten Merkmale des Denkmals architektonisch zu fassen“. Auskragende Geschossdecken greifen die horizontale Gliederung des Bestands auf, eine Holz-Lamellen-Verkleidung an der Fassade der zwei neuen Obergeschosse wiederholt sich im Sockelbereich. Im Protokoll heißt es: „Das Preisgericht begrüßt das Zusammentreffen der klaren ästhetischen Haltung und Durcharbeitung in Bezug auf die lebendige und bunte Nachbarschaft.“
Im Entwurf von Kresings Architektur ist der Aufstockungsbereich hingegen durchgängig verglast, die beiden Geschosse bilden durch versetzte Anordnung und einen Rücksprung eine große, öffentlich nutzbare Dachterrasse aus. Auch bei diesem Vorschlag bleiben prägende Merkmale der Bestandsarchitektur wie Kranzgesimse, Kamine und Konsolen erhalten. Die Jury lobt diesen Entwurf als „erfreulich unprätentiöse Arbeit“.
Das Büro Architektur Hammers sieht eine umfassende Dach- und Fassadenbegrünung im Bereich der Aufstockung vor, das Motiv wiederholt sich rund um hohe, vertikale Fensterausschnitte aus dem Bestand. Von Seiten des Preisgerichts wird hier die Nutzungsidee eines Dialogmuseums positiv hervorgehoben.
Die Pläne für die Luisenhöfe verfolgt auch eine Bürgerinitiative, die bereits eine zu hohe Baudichte und mangelnde soziale Durchmischung im Vorhaben beklagte. Das Bestreben, mit dem Wettbewerb einen hohen architektonischen Wert für den Luisenbunker zu erreichen, wird begrüßt, jedoch zeigten alle drei Platzierungen eine Überschreitung der angrenzenden Traufhöhen, weiterhin wird an dieser Stelle die Nutzung von hochwertigen Büros hinterfragt.
(sab)
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