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02.06.2021

Wo die Bahnanlagen grünen

SLA und Biecher Architectes planen in Paris


Naturnahes Design, CO2-neutrale Architektur, sozial durchmischt und mit erneuerbaren Energien betrieben – was nach utopischem Bilderbuchquartier klingt, soll in Paris bis 2024 Wirklichkeit werden. Seit einigen Jahren plant und baut die Stadt bereits um: grüner, umweltfreundlicher, auf Rad- und Fußverkehr ausgerichtet. In drei Jahren, wenn die Olympischen Sommerspiele in Paris ausgetragen werden, soll auch das Projekt Ordener-Poissonniers fertig sein.

Das zumindest versprechen die Stadt Paris und die französische Bahn SNCF Real Estate als Auftraggeberinnen sowie die Büros, die den internationalen Wettbewerb für das 3,7 Hektar große Gelände gewannen und den Masterplan entwarfen: die dänischen Landschaftsarchitekt*innen SLA (Kopenhagen) und Biecher Architects aus Paris.

Bis 2014 wurden in den Shedhallen des Depot de la Chapelle, einem Bahnareal nördlich des Gare du Nord, Lokomotiven gewartet, seitdem liegt es brach. Entstehen soll nun ein sogenanntes ÉcoQuartier, ein Modellquartier für die Stadt von morgen. 1.000 Menschen sollen hier künftig in Sichtweite der Basilika Sacré-Cœur leben; Parks, Büros, ein Theater, ein Kino und eine Graduiertenschule für Design Bewohner*innen aus den umliegenden Vierteln anziehen. Mixed-use pur.

Konkret geht es um 400 Wohnungen – 70 Prozent sozial gebunden oder gefördert – eine Kita und eine Schule, außerdem eine Jugendherberge, Werk- und Sportstätten, Flächen für Urban Farming und Gewerbe. 36.500 Quadratmeter planen die Architekt*innen für Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie – die Rede ist von einem Food Court – und Kunst. Büros und ein großes Rechenzentrum stehen dabei am Rand, als Schallschutz an den Bahnanlagen.

Das relativ kleinteilige Konzept von SLA und Biecher sieht vor, die meisten der Shedhallen zu erhalten, sie zum Teil mit achtstöckigen Holzbauten zu überbauen. Auch sonst setzen sie weitgehend auf Holz, nur die Decken bestehen aus Recycling-Beton. Passivhausstandard, 4.000 Quadratmeter Solarziegeldächer – genug für die Hälfte des Strombedarfs –, Nutzung der Abwärme des Rechenzentrums, eine Verkehrsplanung, die Fahrrädern und Fußgänger*innen Vorrang gewährt – ein ambitioniertes Projekt.

Wie auch diese Zahl: 40 Prozent, 15.800 Quadratmeter, so hoch soll der Grünanteil im Viertel werden. Öffentliche Parks, Dachterrassen, kleine Grünanlagen. Im Zentrum der rund einen Hektar große „Jardin Public“ mit Relikten wie Schienen und alten Eisenbahnsignalen. Im dicht besiedelten 18. Arrondissement gelegen, sollen die öffentlichen Räume als grüne Lunge des Quartiers fungieren: saubere Luft, natürliche Kühlung, Regenwasserversickerung, Artenvielfalt und auch soziale Integration wird ihnen zugeschrieben.

„Mit den neuen Ordener-Poissonniers schaffen wir eine neue Form von städtischem Ökosystem, das durch seinen bioklimatischen Masterplan völlig CO2-neutral und äußerst energieeffizient sein wird. Alle Dächer werden aus innovativen Solarziegeln bestehen, was de facto das ganze Viertel in ein großes Solarkraftwerk verwandelt“, sagt Christian Biecher. (kat)


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