Wiesen, Wälder, Sumpfland, kleine Teiche: Die Landschaft bei New Canaan im US-Bundesstaat Connecticut wirkt nicht wirklich spektakulär oder „awe-inspiring“ (ehrfurchtgebietend) im Burke’schen Sinne. Als sich die gemeinnützige Grace Farms Foundation 2009 auf die Suche nach Architekten für ihr neues Gebäude auf einem 32 Hektar großen ehemaligen Ackerlandstück im Norden von New Canaan begab, wurde die Präferenz eben dieser Naturerfahrung als entscheidendes Kriterium der Auslobung formuliert: Man wollte ein „Gebäude, welches es der Natur selbst erlaubt in uns die Erfahrung von Ehrfurcht zu erwecken“.
Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa von SANAA (Tokio) und die Landschaftsarchitekten von OLIN (Philadelphia) antworten mit der Imitation eines Flusses, oder – etwas profaner formuliert – mit einer Art künstlicher Flussbahn. „The River“ nennen sie ein etwa 430 Meter langes bis zu 45 Meter breites, die leichte Böschung des Grundstücks hinab mäandrierendes Dach mit einer verspiegelten Oberfläche, welche eine Wasseroberfläche zu imitieren scheint. Unter dem Dach formen sich tropfenartig fünf Volumen, die durch einen Weg bzw. wettergeschützten Außenraum verbunden sind.
Auf einer Fläche von 7.700 Quadratmetern beherbergt das Zentrum in den Tropfen ein Amphitheater, eine Bibliothek, einen Konferenzraum, in denen Diskussionen, Konzerte, Kunstkurse, Sport- und weitere Kulturveranstaltungen stattfinden können, sowie Büros für die Grace Farm Foundation.
Das „Gebäude soll als Teil der Landschaft“ wirken und keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so die Logik von SANAAs Flussmethaporik. Die gläsernen Hüllen der verschiedenen Räume forcieren einerseits die gewünschte Ergötzung an der Natur, andererseits den Eindruck eines schwebenden Daches. Vergangene Woche wurde das Gebäude eröffnet. (df)
Fotos: Dean Kaufman und Iwan Baan
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen: