Die Inuit haben angeblich zahllose Wörter für Schnee. Und Architekten? Die versammeln unter dem simplen Begriff „Hütte“ eine ebenfalls recht beachtliche Zahl unterschiedlicher Gebäudetypen. Das Wörtchen „Chalet“ bezeichnete beispielsweise ursprünglich die Sennhütten der französischsprachigen Alpenbauern. Heute passen auch recht stattlichen Villen in diese Kategorie – bei SeARCH im Wallis sogar mit Fahrstuhl. Auch die Hütten der Alpenvereine, von denen unter anderem Savioz Fabrizzi ein sehr schönes Exemplar verwirklichen konnten, gleichen faktisch längst eher kleinen Pensionen, während LEAPfactory ihr Berghotel im Kaukasus wiederum in retrofuturistischer Röhrenform konzipieren. Gemein haben viele Hütten dabei zumindest eine sichtbare Verwendung von Holz, wie es Peter Zumthor in Vals bei den Ferienhäusern seiner Frau vorbildlich vorführt.
Aber klar, auch hier gibt es die Ausnahmen zur Regel: OFIS verpacken ihre Schutzhütte in Metall, Delordinaire präsentieren in Québec einen entmaterialisierten weißen Hüttengeist und Bureau A tarnen ihren Rückzugsort in den Bergen einfach als alpentypischen Felsbrocken. Angesichts solcher Extravaganzen freut man sich aber auch über die einfachen Dinge, wie sie zum Beispiel bei Salzburg zu finden sind. Dort kann man sich erst in einer hüttenartigen Kapelle von Hannes Sampl zur Andacht zurückziehen und dann noch – zumindest im Bild – ein sägeraues Haus von LP Architektur besuchen. Von dessen rustikal-kompaktem Äußeren sollte sich allerdings niemand täuschen lassen: Im Inneren überzeugen die Architekten mit räumlicher Komplexität. (sb)
Teaser: Ferienhaus von Mork-Ulnes Architects, Foto von Bruce Damonte