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09.03.2021

Multifunktionshaus für Kloten

Riken Yamamoto & Field Shop in Zürich


Wer in den vergangenen Jahren am Zürcher Flughafen vorbeikam, konnte ihn wachsen sehen, den aktuell größten Gebäudekomplex der Schweiz The Circle. Direkt im Flughafen hatte die Flughafengesellschaft vor elf Jahren rund 37.000 Quadratmeter Fläche ausgewiesen, in der Swiss Life Versicherungen eine Mitinvestorin gefunden, mit dieser eine Milliarde Schweizer Franken bereitgestellt und einen Architekturwettbewerb für ein Dienstleistungszentrum veranstaltet. Die Pläne stehen für die Zwangslage der Flughafen Zürich AG, alternative Geschäftszweige zu erschließen, weil der Flughafen selbst nicht mehr wachsen kann.

So erhielten die Wettbewerbsteilnehmer 2009 die Aufgabe, rund 200.000 Quadratmeter Nutzfläche in einen architektonischer Ausdruck von „Swissness“ zu verwandeln, Flächen für Büros und Erlebnisshopping, Wellness, Schönheitschirurgie und Bildung unterzubringen. 93 Büros hatten sich beworben, 15 waren in die zweite Runde gekommen, der Vorschlag von Riken Yamamoto & Field Shop aus Yokohama gewann. Städtebaulich folgte Yamamotos Entwurf dem Kreisel, zeigte sich als geschlossene Front in Richtung Flughafen und als kleine Stadt mit Höfen und verwinkelten Passagen in Richtung Grünzone. Yamamoto verwies dabei auf die mittelalterlichen Strukturen des Altstadtkerns im Zürcher Niederdorf. Das gefiel der Jury unter Vorsitz von Carl Fingerhuth.

Nach sechs Jahren Projektentwicklung und Planung begannen 2015 die Bauarbeiten, nun ist The Circle fertig. Glas, Beton, Aluminium, Edelstahl und Naturstein prägen das äußere Erscheinungsbild, das eine gute Kulisse für einen Science-Fiction-Film abgeben würde. Zur Ringstraße, die den Flughafen erschließt, wirkt die geschwungene Großform als geschlossener Glaskörper mit einer sogenannten Closed Cavity Facade (CCF). In Richtung gegenüberliegende Parkseite des Butzenbüels erscheinen kleinmaßstäbliche Einzelvolumen, die durch eine Verkleidung mit High-gloss-Aluminium optisch zusammengehalten werden. Zwischen beiden Teilen mäandert eine gepflasterte Fußgängerpassage, die sich im Bereich der Hotelfoyers und Kongresshalle zu Plätzen aufweitet. Nur teilweise ist sie über ein Glasdach vor Witterung geschützt – das Außenklima soll spürbar bleiben. Für die Konstruktion wählten die Architekten ein einheitliches Konstruktionsraster von 2.700 Millimetern, das sich von den Glasfassaden bis zum Bodenbelag durchzieht. Das Innere sollte hingegen heterogen wirken. So hat man den Mietern die Fassadengestaltung ihrer Module freigestellt.

Die im Entwurf versprochene Kleinstadtidylle mit gepflasterten Plätzen und Gassen kommt hier nun eher wie eine dem Konsum verfallene, gläserne Kleinstadt auf 180.000 Quadratmetern Nutzfläche daher. Neben Geschäften, Restaurants und Bars auf 18.550 Quadratmetern bietet sie Raum für das größte Ambulatorium Europas des Zürcher Universitätsspitals, zwei Hyatt Hotels und ein Kongresszentrum für 2.500 Gäste. Zudem finden sich auf 75.950 Quadratmetern Büros und Coworking Spaces, ein Fitnessstudio, 520 unterirdische Parkplätze und sogar eine Kita im Bauch des neuen Komplexes. Angepriesen wird das alles als neuer Sehnsuchtsort, doch nicht nur in Pandemiezeiten stellt sich die Frage nach seiner Angemessenheit. Im Vergleich zum bisherigen Angebot des Flughafens sind die Ladenflächen fünfmal so groß. Wer wird hier mieten? Wer wird in dieser neuen, künstlich angelegten „Stadt“ künftig einkaufen, und was bedeutet das für den Handel in den Stadtzentren von Zürich und Winterthur?

Text: Miriam Stierle / fm
Fotos: © Flughafen Zürich AG


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Das Gebäude gehört mit rund 180.000 Quadratmetern Nutzfläche zu den größten der Schweiz.

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Zum Grünraum hin löst es sich in kleinteilige Volumen auf.

Zum Grünraum hin löst es sich in kleinteilige Volumen auf.

Ein Großteil der Fläche ist dem Handel vorbehalten.

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Die Fassade basiert auf einem Raster von 2.700 Millimetern.

Die Fassade basiert auf einem Raster von 2.700 Millimetern.

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