Die Gartenstadt Trudering entstand Anfang des letzten Jahrhunderts, etwas weiter südlich folgte dann mit Neuperlach ab 1967 eines der größten Siedlungsprojekte der Nachkriegszeit. Hier kleine Einfamilienhäuser, dort Hochhauszeilen mit bis zu 18 Geschossen, die Gegensätze könnten größer nicht sein. Zwischen den beiden Polen soll nun jedoch ein neues Wohnquartier entstehen, das eine vermittelnde Funktion übernehmen könnte. Ein kürzlich durchgeführter Wettbewerb brachte folgendes Ergebnis:
- 1. Rang: Riegler Riewe Architekten, Graz, mit yellow z, Berlin und lad landschaftsarchitektur Diekmann, Hannover
- 2. Rang: Lorber + Paul Architekten mit club L94 landschaftsarchitekten , beide Köln
- 3. Rang: Rapp+Rapp, Amsterdam/Berlin mit Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur, Amsterdam
Das Programm für das neue Stadtquartier ist ambitioniert. Auf knapp 13 Hektar, die größtenteils zu einem alten Kieswerk gehören, sollen bis zu 1.300 Wohneinheiten mit rund 90.000 Quadratmeter Geschossfläche entstehen. Im Sinne einer „Münchner Mischung“ für alle Einkommensgruppen sind 30 Prozent im geförderten und 70 Prozent im freifinanzierten Wohnungsbau vorgesehen. Entsprechend vielfältig wünschen sich die Auslober auch die Gebäudetypologien und das ergänzende Versorgungsprogramm.
Juryvorsitzender des zweistufigen, geladenen Wettbewerbs war
Franz Pesch, der auch die Moderation des Auswahlgremiums nach der Überarbeitungsphase übernahm. Das Gewinnerprojekt von
Riegler Riewe Architekten wird insbesondere für seine „klaren Kanten“ und seine Öffnung zum Truderinger Wald gelobt. Offene Blöcke sind um einen zentralen Quartierspark herum angeordnet, wobei niedrigere Zeilenbauten und zwei Hochhäuser zwischen den benachbarten Quartieren vermitteln.
Dieser Konfiguration von Bebauung und Freiraum folgen bemerkenswerterweise auch die Entwürfe von
Lorber + Paul Architekten und
Rapp+Rapp, was wohl die klare Haltung der Jury hinsichtlich der städtebaulichen Notwendigkeiten des Planungsgebiets wiedergibt. Zumindest Rapp+Rapp wählen aber ein kompaktere, etwas urbanere Anordnung, die an eine überformte Blockrandbebauung denken lässt.
Wirklich Neues oder Wegweisendes wird hier also nicht entstehen, dafür ist mit einer zeitnahen Realisierung des Projekts innerhalb der nächsten Jahre zu rechnen. Und das ist angesichts der Münchner Wohnungsnot vielleicht auch nicht das Schlechteste.
(sb)
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