Die Nachricht aus Guangzhou sorgte in der BauNetz-Redaktion gleich für ein doppeltes Déjà-vu: Während uns die neuen Baustellenfotos vage an das Vogelnest von Herzog & de Meuron in Peking erinnert, haben uns die Rauch-Bilder das katastrophale Feuer im TVCC-Gebäude in Erinnerung gerufen (siehe BauNetz-Meldung vom 1o. Februar 2009). Nun hat es also auch auf der Baustelle der neuen Oper in Guangzhou, die nach Entwürfen von Zaha Hadid eigentlich bis Ende 2009 fertig gestellt werden sollte, gebrannt. Jedoch war das Feuer keineswegs so verheerend wie im beinahe vollendeten Koolhaas-Bau, der Brand konnte bereits nach einer Stunde gelöscht werden und hat die Bauarbeiten wohl nur unwesentlich verzögert – offenbar haben nur Baustellenmaterialien gebrannt, es wurde niemand verletzt und die Konstruktion des Gebäudes, die kurz zuvor noch Richtfest gefeiert hatte, scheint unversehrt.
Dennoch muss der Rohbau nach dem Brand genau geprüft werden, weshalb der Eröffnungstermin des neuen „Juwel am Pearl River“ wohl auf 2010 verschoben werden wird. Der Neubau mit 1.800 Sitzplätzen und 70.000 Quadratmetern, der ursprünglich bereits für 2007 angekündigt war (siehe BauNetz-Meldung zur Grundsteinlegung vom 28. Januar 2005), soll einen neuen kulturellen und architektonischen Höhepunkt auf der Flussinsel „Haixinsha Tourist Park Island“ setzen. Die Hochhäuser, die auf den Renderings der Architekten die spektakuläre Kulisse der Oper bilden, zeigen Teile der derzeit ebenfalls im Bau befindlichen „Zhuijang New Town“ am gegenüber liegenden Flussufer.
Die regen Bautätigkeiten in der südchinesischen Millionenstadt Guangzhou haben einen guten Grund: Die Stadt ist Gastgeber der Asian Games 2010 und möchte sich bis dahin – zumindest zu einem großen Teil – neu erfinden. Nicht mehr die explosionsartig wachsende Industrie- und Wirtschaftsstadt soll dann präsentiert werden, sondern eine familien- und naturfreundliche „Global City“. Zu dem umfangreichen Katalog von Prestigeprojekten, an denen ein guter Teil der international agierenden Star-Architekten beteiligt ist, zählen zum Beispiel ein Museum von Eric Owen Moss, ein Gymnasium von Paul Andreu oder ein neues Kulturzentrum von Endo Shuhei Architekten (siehe BauNetz-Meldung vom 27. April 2009). Eine deutsche Beteiligung ist uns derzeit jedenfalls nicht bekannt: Das neue Hauptquartier des Fernsehsenders Guangzhou TV sollte zwar von gmp (siehe BauNetz-Meldung vom 11. Juli 2007) gebaut werden, der Auftrag wurde jedoch inzwischen an das niederländische Büro IBA (Information Based Architecture) vergeben, das in Guangzhou auch schon ein „X-treme Sports Center“ und den mit 610 Metern welthöchsten Fernsehturm (siehe Baunetz-Meldung vom 19. März 2009) realisiert. China ist und bleibt das Land der tausend Möglichkeiten. Oder mehr?
Zum Thema:
Baustellenfotos von Virgile Simon Betrand
Ein Interview mit Zaha Hadid bei Designlines
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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the beijinger | 20.05.2009 04:53 Uhraktualität
der brand passierte schon am 9. mai...müsst den kommentar ja nicht veröffentlichen
[Dem widersprechen wir in der Meldung nicht. Leider gelingt es uns nicht immer, sofort bei Ausbruch eines Brandes die Nachricht zu veröffentlichen – auch wenn dies weiter unser Bestreben ist. Gerne können Sie uns also demnächst über aktuelles Geschehen informieren.
Wir wollten allerdings auch eher über das Bauvorhaben, als über den – eher nebensächlichen – Brand berichten. Grüsse aus der Redaktion.]