Das Stuttgarter Büro Bodamer Faber Architekten hat neben Wohnhäusern bisher Kindergärten, eine Schule, Pflegeheime und ein Ärztehaus geplant – hauptsächlich in Baden-Württemberg. Da ist ein Laborgebäude in der Hauptstadt Berlin sicher ein Stern im Portfolio.
Das Büro plant den Neubau für das Forschungsinstitut für Lebenswissenschaften auf dem Campus Nord der Humboldt-Universität in Berlin-Mitte; mit ihrem Entwurf konnten sich die Stuttgarter Architekten 2010 im Wettbewerb durchsetzen. Wie so oft, dauerte auch bei diesem Bauvorhaben die Phase zwischen Wettbewerbsentscheidung und Baubeginn länger als der eigentliche Bau: Wurde diesen April erst der Grundstein gelegt, kann morgen früh um 11 Uhr bereits Richtfest gefeiert werden. Die Übergabe an den Nutzer soll im Herbst 2015 erfolgen.
Die versteckte Lage an der Philippstraße, Ecke Hannoversche Straße könnte besser nicht sein: Der ehemalige Campus der Veterinärmedizin erstreckt sich als eine unvermutet große und ruhige Parkanlage, die seit dem 18. Jahrhundert westlich der Friedrichstraße gewachsen ist. Gleichzeitig liegt der Campus mitten in der Stadt – mit Anschluss an das Bettenhaus der Charité, das zur Zeit von den Architekten Schweger & Partner generalsaniert wird. Und wer mit ein bisschen Zeit durch den Park wandert, stößt hinter dem Anatomischen Theater von Langhans von 1790 auf den Rohbau für das Probebühnenzentrum des Deutschen Theaters von gmp.
Mit dem Forschungs- und Laborgebäude für Lebenswissenschaften will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung als Bauherr die Konzentration der biologischen Institute auf dem Gelände erhöhen. Darin wird eine wesentliche Voraussetzung zum Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit des Forschungsstandortes gesehen. Bodamer Faber Architekten versuchen diesem zukunftsweisenden Anspruch mit einer „prägnanten, selbstbewussten Gestalt“ gerecht werden.
„Der Baukörper wird am nördlichen und westlichen Rand des Wettbewerbsperimeters platziert und ist von weit her sichtbar“, erläutern die Architekten. Die Höhenentwicklung orientiere sich dabei angeblich an der Nachbarbebauung und sei „differenziert“. Mit einer offenen Struktur im Inneren wollen die Architekten eine kommunikative Atmosphäre schaffen, die konzentriertes Arbeiten und einen intensiven Austausch von Lehrenden, Studierenden und Forschenden fördern soll.
Dass eine solche Prägnanz den Charme der gesamten Anlage auch aus dem Gleichgewicht bringen kann, scheint weder Architekt noch Bauherr zu stören. Im Grundriss sicher klug konzipiert, wirkt der dynamisch-geschwungene Laborbau zwischen den erhabenen historischen Campus-Bauten eher unauthentisch als selbstbewusst. (jk)
Zum Thema:
Streng oder dynamisch, einfach oder komplex: Die besten Bauten für die Wissenschaft in der Baunetzwoche#342 „Unterm Mikroskop: Forschungsarchitektur von A bis Z“
Auf Karte zeigen:
Google Maps
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
4
serdika. | 05.09.2014 15:39 Uhrzum Trotze der ganzen Kritik!
@ Diewald Josef:
zum Trotze der ganzen Kritik! > wie andere Gebäude auch hat sich dieses im Wettbewerbsverfahren gegen viele andere durchgesetzt > d.h. von einer sehr erfahrenen Jury ( i.d.R. 60+) gewählt worden und einem Gremium mit einem großen Konsens Zustimmung erfahren.
Abzusehen war die Entwicklung des Hauses bereits zu diesem Zeitpunkt und auch ausdrücklich gewünscht!
Der Neubau des Labores war seiner Zeit ein offener WBW mit reger Beteiligung > und auch in den gängigen WBW-Medien einzusehen.
Städtebaulich spannt der Baukörper sicherlich den richtigen Weg um dem Park und lässt ihn unbebaut.. Formal ist das haus sicherlich an diesem Ort gewöhnungsbedürftig (runde Ecken mit Farbbändern mit Park-Grün..). Organisiert ist das Haus sehr gut..und über Farbe lässt sich ja bekannter Maßen nicht streiten.. Überragend ist es formal sicherlich nicht...aber auch nicht völlig daneben und macht auch vieles richtig..
und ist auch beim erneuten betrachten der übringen WBW-Beträge sicherlich eine gute Wahl...die Fassade hätte man noch etwas optimieren können.