Bildung ist Zukunft. Das haben auch die Verantwortlichen in Norderstedt erkannt. Sie investieren daher in einen Neubau, der Bildung nicht nur auf die ersten Jahre in der Schule beschränkt. Lebenslanges Lernen heißt das Credo, unter dem man in der Kleinstadt nördlich von Hamburg zur Tat schreitet. Wie bereits beim Bildungshaus in Wolfsburg sollen auch hier Stadtbücherei, Volkshochschule und Stadtarchiv zu einem sogenannten Bildungshaus verschmelzen. Den ausgelobten Wettbewerb gewannen die Berliner Richter Musikowski.
Zwischen Betonmonstern aus den Siebzigern, darunter ein langgestrecktes Einkaufszentrum, zehngeschossige Hochhäuser und ein Gymnasium, liegt das Grundstück im Stadtteil Garstedt. Es bildet das nördliche Ende einer Fußgängerzone und ist damit Eingang zum Stadtteilpark. Der U-Bahnanschluss ist fußläufig erreichbar. 20.000 Menschen leben im Stadtteil. An sie richtet sich der Neubau, der den dort stehenden alten Bibliotheksbau überflüssig machen soll.
In ihrer Auslobung eines offenen, zweiphasigen, hochbaulich landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerbs mit städtebaulichem Ideenteil wünschte sich die Stadt Norderstedt ein identitätsstiftendes Gebäude. Kommunikativ, offen und multifunktional soll es sein, dazu integrativ, zukunftsorientiert und – als Kontrapunkt zum Einkaufszentrum – nicht kommerziell. Acht Beiträge hatte die Jury unter Vorsitz von Gernot Schulz, Architekt einer Kapelle am Altenberger Dom und Teilen der Uni Köln, in der Endrunde zu begutachten. Die Entscheidung über den Sieger fiel einstimmig. Bevor jedoch die Preisrichter urteilten, durften die Bürger – wie schon beim Wettbewerb in Wolfsburg, der ebefalls vom Hamburger Büro Luchterhandt organisiert wurde – anonym die Pläne kommentieren.
- 1. Preis: Richter Musikowski, Berlin, mit Landschaftsarchitektur Birgit Hammer, Berlin
- 2. Preis mvm+starke architekten, Köln, mit club L94 Landschaftsarchitekten, Köln
- 3. Preis: WERK Arkitekter, Kopenhagen, mit Drees & Sommer Advanced Building Technologies, Berlin
- Anerkennung: Schuster Architekten, Düsseldorf, mit Jörg Stötzer Landschaftsarchitektur, Stuttgart
Richter Musikowski, die mit dem
Futurium in Berlin bekannt geworden sind, hätten mit ihrem Entwurf eine überzeugende städtebauliche Komposition geliefert, die Freiräume seien gut proportioniert, so die Jury. Der aus drei Teilen zusammengesetzte und auf einem transparenten Sockel stehende Baukörper erinnert in seiner Formensprache auffallend an den
Siegerentwurf in Wolfsburg von Esa Ruskeepää Architects. Das Norderstedter Preisgericht schien das nicht zu stören, es lobt den Aufbau, aus dem ein „überzeugendes und exzellent nutzbares Raumkonzept“ hervorgehe.
Im Vergleich mit dem kompakten Bau von mvm+starke architekten (2. Preis) und dem kreisrunden Solitär von WERK Arkitekter (3. Preis) liegt der Siegerentwurf laut Protokoll in der Gesamt-Ökobilanz im ungünstigen Bereich. Realisiert werden soll das Bildungshaus in zwei Phasen, sodass die am Rand des Platzes ansässige Bibliothek bis zur Eröffnung des Neubaus weiterbetrieben werden kann. An ihrer Stelle ist nach dem Umzug ein Wohnungsbau mit circa 4.500 Quadratmetern Bruttogrundfläche und maximal sieben Geschosse geplant.
(kat)
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no so einer | 05.06.2018 15:49 Uhr...
@remko:
ich glaube nicht dass das betreuende Büro was damit zu tun hat. die gewinner haben in wolfsburg auch mitgemacht ;) ... und wenn man mit einem Thema bei einem Wettbewerb "besiegt" wird, dann kann es doch durchaus vorkommen, dass man beim nächsten Wettbewerb sich das Gewinnerkonzept mal genauer anschaut ...
... ich gebe da Poster Nr. 4 recht ...
... und wie jedes Bürogebaude mit rechteckigem Grundriss gerasterter Fassade und innenliegenden Treppenkernen dann erst geklaut ist ... puhhh :D