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11.01.2016

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Cockpit an der Spree

Richter Musikowski bauen die Zukunft


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Von Annika Wind

Die Büros in ihrem Ausstellungsgebäude bezeichnen sie gern auch als „Cockpit“ oder „Navigationszentrale“. Das passt irgendwie, schließlich bauen Richter Musikowski gerade in Berlin ein sogenanntes Haus der Zukunft. Im Sommer 2017 soll es fertig sein und 58 Millionen Euro kosten, die interessanterweise nicht nur die Bundesregierung investieren, sondern auch Wissenschaftsorganisationen und Unternehmen wie die Max-Planck-Gesellschaft oder die BASF. Werden auch sie künftig das Programm am Berliner Kapelle-Ufer mitbestimmen? Noch ist das Konzept so offen wie die Zukunft, von Gründungsdirektor Reinhold Leinfelder gibt es bisher nur vage Ankündigungen, was genau er in dem Gebäude am Spreebogen zeigen will. Sicher ist nur, dass es eine 3.200 Quadratmeter große Ausstellungsfläche bekommen wird und die Bauarbeiten seit dem Sommer laufen. Dazu plant man ein Foyer mit flexiblen Räumen für Veranstaltungen, ein Untergeschoss mit sogenannten „Reallaboren“, in denen die Besucher Prototypen testen, sich von Robotern bedienen lassen oder in visionären Wohnwelten übernachten könnten. Auch eine Dauerausstellung soll es geben.

Interdisziplinär soll das alles werden, und keine Konkurrenz zu Naturkunde-, Kunst- oder Technikmuseen - so jedenfalls kündigt es Leinfelder an. Das erinnert wiederum an das Humboldt-Forum, mit dem der ehemalige Leiter des Berliner Naturkundemuseums zwar kooperieren, von dem er sich allerdings auch abgrenzen möchte. Der größte Unterschied zwischen beiden Häusern dürfte sein, dass es keine Sammlung im Zukunftsmuseum gibt. Das hat die Arbeit des jungen Berliner Architektenduos, das mit dem Haus der Zukunft sein erstes Großprojekt realisiert, wohl ein Stück weit leichter gemacht. „Wir mussten jedenfalls bei der Planung keine Rücksicht auf bestimmte Ausstellungsstücke nehmen“, sagt Christoph Richter. Auf der anderen Seite zeugt ihr Entwurf, der mit JUCA architektur + landschaftsarchitektur entstand, von dem Bemühen, einen eigenen Akzent zu setzen. Kein leichtes Unterfangen, denn schon allein der Grundriss ist mit seiner trapezartigen Form nicht gerade einfach.

„Unser Ziel war ein markantes Objekt, das sich vor allem zwischen all den umliegenden Verwaltungsgebäuden behauptet“, sagt Christoph Richter. Ein Kniff: Er hat mit Jan Musikowski ein mehrgeschossiges Gebäude mit schmetterlingsförmig auskragenden Flügeln geplant, das gleich zwei Zugänge bekommt und durch seine zurückgenommenen Baufluchten an der Nord- und Südseite auch zwei neue öffentliche Vorplätze ermöglicht. Sie sollen von Künstlern bespielt werden, so wie auch die transparente Fassade aus Gussglas, die man keramisch bedrucken, aber auch mit Licht inszenieren will. Zwei raumhohe Schaufenster bieten Ausblicke auf Spree und Hochbahn. „Natürlich war klar, dass sich das Gebäude zum Fluss hin öffnen würde“, sagt Richter. Aber man habe nun auch einen weiteren Zugang zur Charité hin geplant – nicht zuletzt durch den S-Bahn-Verkehr rauschen so täglich mehrere tausend Menschen am neuen Haus der Zukunft vorbei.

Ob sie künftig am neuen Museum aussteigen werden? Ein Restaurant mit Außenbereich, der Spreeblick, eine begehbare Dachterrasse - das alles dürfte vorläufig zum Anziehungspunkt im Niedrigenergiehaus mit Kollektorfeld für Photovoltaik und Solarthermie auf dem Dach werden. Langfristig wird Leinfelder zeigen müssen, wie sich im Inneren die Zukunft ausstellen lässt. Wie sie aussieht aus Sicht der Wirtschaft, Forschung, Kulturgeschichte, Kunst – und nicht zuletzt der Bürger.
 


Kommentare
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2

peter | 12.01.2016 16:43 Uhr

déjá vu - 2

und nebenbei gießt das haus der zukunft auch noch das porschemuseum in stuttgart von delugan-meissl auf.

wieder einmal ein schönes anschauungsbeispiel, dass man architektur nicht "klauen" kann, weil jedes gebäude von irgendeinem anderen "geklaut" ist. architektur ist eben "open source" und "public domain", und das ist auch gut so. schützen kann man höchstens ein bestehendes gebäude vor nicht autorisierten veränderungen durch dritte.
sonst wäre jedes einfamilienhaus im neubaugebiet eine verletzung des urheberrechts der alten kelten, griechen, römer, sumerer oder wie auch immer.

zu wünschen ist berlin jedenfalls, dass das ergebnis einen besseren eindruck hinterlässt als das stuttgarter vorbild.

1

Fred Konkret | 12.01.2016 14:59 Uhr

Déjà vu

Wenn die Zukunft in altbekanntem wie dem Aufguss der Casa da Música in Porto besteht, dann hat sie zumindst architektonisch nicht viel zu bieten....

 
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