Mein letzter Richard Meier? Das war im Frühjahr in Den Haag, durch Zufall, beim Besuch des Niederländischen Tanztheaters von OMA. Das Rathaus ist ein beeindruckender Bau, der sich mit seiner weißen Abstraktion gut gehalten halt. Auch meinen ersten Meier weiß ich noch, es war das Stadthaus in Ulm, als Teenager in den Neunzigern. Meier kannte ich noch nicht, aber ich fand es überraschend, dass dort, mitten auf dem Münsterplatz, einfach jemand bauen darf.
Beides ist vielleicht bezeichnend. Richard Meier war zeitweise so beliebt, dass – lange vor Gehry – fast überall ein Haus von ihm zu finden war. Und seine Architektur ist auch bei umstrittenen Bauaufgaben wie in Ulm perfekt dazu geeignet, einen Kompromiss zu finden: zugleich modern und klassizistisch, mutig und zurückhaltend, elementar und komplex. Und vor allem viel luftiger, als es Ungers je war, mit dem er sich manche Idee teilte.
Am Sonntag feiert Richard Meier seinen 80. Geburtstag. Und das ist vielleicht das Überraschendste, könnte man doch meinen, er sei schon das ganze 20. Jahrhundert dabei gewesen. Zurück geht das auch auf seine Auseinandersetzung mit der klassischen Moderne – ein Interesse, das er mit seinem Cousin Peter Eisenman teilt, mit dem er einst zu den New York Five zählte.
Auch seinen Pritzker-Preis bekam Meier schon früh, nämlich als Nr. 6 im Jahr 1984. Als Beispiel wurde sein High Museum of Art in Atlanta genannt, das 1983 zugleich auch sein erster Museumsbau war. Es folgten viele weitere, allein in Deutschland gibt es drei Meier-Museen: in Frankfurt, Rolandseck und Baden-Baden.
Wie nur wenige Architekten ist Meier von Anfang an seiner Formensprache treu geblieben. Seit seinem vierten Haus, der Renfield Expansion von 1966, ist seine Architektur außerdem meist weiß. Man mag das als eine erfolgreiche Masche abtun, die er darum nie geändert hat, doch dem Minimalisten Meier täte man damit unrecht: „Weiß ist niemals nur weiß, es verändert sich mit dem Licht, dem Himmel und den Wolken, der Sonne und dem Mond“, wie Meier einmal anmerkte.
Dass er bei seinem berühmtesten Bau, dem Getty Center in Los Angeles, nur in beigem Travertin bauen durfte: egal. Die porentiefe Reinheit macht sich vor allem auf Fotos gut, vor Ort zählen dann aber die räumlichen Qualitäten seiner Architektur. (Stephan Becker)
Feiern mit den Meiers! Am Sonntag bekommen Menschen, die mit Richard den selben Nachnamen teilen, in seinen drei deutschen Museumsbauten den Eintritt umsonst:
MAK, Frankfurt am Main
Museum Frieder Burda, Baden-Baden
Arp-Museum, Remagen