Was wäre Köln ohne ihre Grüngürtel? „Innere“ und „äußere“ Grünschneisen durchziehen halbkreisförmig die linksrheinische Ringstruktur und weisen deutlich auf die Notwendigkeit hin, als Stadt und Bewohner*in mal durchzuatmen, sich zu bewegen und zu erholen. Vor über einem Jahr zitierte der Kölner Stadtanzeiger das Statistische Landesamt mit der guten Nachricht, die Rheinmetropole habe mit 3.089 Hektar den größten Anteil an Grün in ganz Nordrhein-Westfalen. Aber: die Stadt weise gleichzeitig auch den höchsten Rückgang an Parks auf.
Die Qualifizierung der vorhandenen Strukturen sowie eine Ausweitung der radialen Verbindungen sind daher erklärte Ziele der Stadt sowie einer eigens gegründeten Stiftung. Aber auch rechtsrheinisch passiert einiges. Beispielhaft zeigt sich die „Ökologische Revitalisierung Westerwaldstraße“ im östlichen Stadtteil Köln-Kalk. Als Teil des Stadtentwicklungskonzepts „Starke Veedel – Starkes Köln“ hat die Stadt als Bauherrin hier nun mehrere Areale miteinander verbunden und als Grünzug von guten zwei Kilometern Länge aufwerten lassen.
Die Planung übernahm das Büro WES LandschaftsArchitektur (Hamburg), das sich der Gestaltung von Spiel- und Sportflächen, barrierefreien Naherholungsangeboten, Wegen und Plätzen für gemeinschaftliche Nutzung sowie umfassender Begrünung annahm. Das Planungsgebiet bot zuvor – wie so oft – einen hohen Versiegelungsgrad, bauliche Verdichtung, Luftschadstoff- und Lärmbelastungen und sozial getrennte Nutzungen. Zudem waren 90 bis 95 Prozent der Flächen durch Altlasten geschädigt.
Die Westerwaldstraße stellt in West-Ost-Richtung eine zentrale Achse der neuen Verbindung zwischen dem innerstädtischen, rechtsrheinischen Grünzug und dem äußeren Kölner Grüngürtel dar. Das insgesamt acht Hektar große Gebiet ist nun grob in drei Bereiche unterteilt: ein quartiersnaher Grünzug an der Kannebäckersiedlung, eine zentrale Grünfläche rund umd eine Festwiese sowie neue Sport- und Spielflächen an der Lenzwiese. Die ineinandergreifenden Maßnahmen umfassen neue Wegeverbindungen für autofreie Mobilität, platzartige Aufweitungen als Quartierstreffpunkte, Kinderspielflächen und Streetballplatz, eine Laufbahn, Bewegungsparcours sowie eine Arena mit umlaufender Finnbahn.
Neben der sozialen Komponente und der neuen Qualität des öffentlichen Raums – an der Nutzer*innen über eine frühzeitige Bürgerbeteiligung mit Rundgängen, Workshops und Straßenfesten mitwirken durften – kennzeichnet das Projekt eine deutliche ökologische Aufwertung und Verbesserung der klimatischen Bedingungen. So wurden mehr als 200 Bäume gepflanzt, vorhandene Ruderalflächen aufgewertet oder etwa Streuobstwiesen und Nährweiden für Vögel und Insekten angelegt. Dies wirkt laut Planer*innen den Luft- und Lärmbelastungen entgegen. Gleichermaßen könne so die Biodiversität und das lokale Mikroklima deutlich verbessert werden. Mit alldem heimste das Projekt bereits den nrw.landschaftsarchitektur.preis 2022 des bdla ein. (sab)
Fotos: Guido Erbring
Zum Thema:
Mehr zu städtebaulicher Nachhaltigkeit durch Grünräume bei Baunetz Wissen
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
1
Lasse Laufen | 27.07.2023 10:01 Uhrewig spielen
Top!