In den letzten 30 Jahren verfolgte Mexiko ein Modell des sozialen Wohnungsbaus, das auf den Bau der größten Anzahl von Häusern zu möglichst geringen Kosten setzte. Entstanden sind Siedlungen mit öffentlichen Räumen von geringer Aufenthaltsqualität und mit wenig Angebot für gemeinschaftliches Leben. Nun zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Neue Maßstäbe, wie Prinzipien eines sozial nachhaltigen Wohnsiedlungsbaus, werden beispielsweise von Forschungszentren wie CIDS (Centro de Investigación para el Desarrollo Sostenible) erforscht und von dessen Auftraggeber, dem mexikanischen Bundesinstitut für Arbeiterwohnungen Infonavit, formuliert. Sie werden nicht nur beim Bau neuer Wohnsiedlungen, sondern auch bei der Ertüchtigung der alten Siedlungen in der Peripherie der urbanen Ballungsräume Mexikos angesetzt.
Im Rahmen eines Revitalisierungsprogramms desolater öffentlicher Räume in den Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus, beauftragten Infonavit und CIDS den mexikanischen Architekten Francisco Pardo, in zwei Siedlungen – der Unidad Habitacional de Colinas del Sol in Almoloya de Juárez und der Unidad Habitacional de Los Héroes Sección III in Toluca de Lerdo – jeweils einen Spielplatz zu realisieren. Auf Zwänge und Anforderungen wie ein Minimalbudget, eine Realisierungszeit von sechs Monaten und niedrige Instandhaltungskosten, antwortet der Architekt mit günstigen Materialien: Beton, Stahl und Zementblöcke. Die Idee einer Partizipation der lokalen Bevölkerung beim Bau der Spielplätze ist nicht nur den budgetären Zwängen geschuldet, sondern auch strategisch motiviert: Die Beteiligung schafft ein „Gefühl der Zugehörigkeit“ (Pardo) und beugt nicht zuletzt dem Vandalismus vor, von dem die öffentlichen Räume in den mexikanischen Sozialsiedlungen oft betroffen sind.
Beim Parque Colinas del Sol teilt Pardo das zwei Hektar große Areal in unterschiedlich programmierte Einheiten: ein Spielplatz, ein Meditationsort, eine Halfpipe für Skater, ein Fußballplatz und ein Pavillon für öffentliche Veranstaltungen machen den Parque Colinas del Sol zu mehr als einem Spielplatz, zu einem Ort, der verschiedene Altersgruppen der Community anspricht. Beim Parque Los Héroes nutzt der Architekt ein sechseckiges Kopfsteinpflaster-Modul um die existierenden Wege zu ertüchtigen und topographische Änderungen vorzunehmen. In diesem Pixel-Grid werden Spielplätze, ein Fuß-und Basketballplatz sowie ein Skate-Ring platziert. Die Projekte versteht der Architekt als „Werkzeuge für Engagement“. Und verweist damit auf ihr Potential, das Engagement der Bewohner für gemeinschaftlich genutzte Räume zu fördern. Sie sind Prototypen, die in anderen Sozialsiedlungen wiederholt werden können, um dort vernachlässigte suburbane Räume in grüne Erholungsräume zu transformieren. (df)
Fotos: Jaime Navarro
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