Die
Villa Girasole bei Verona,
La Ricarda bei Barcelona oder die
Casa Sperimentale bei Rom: Die Liste der vom Abriss bedrohten Wohnbauten der Moderne ist erschreckend lang – und wächst beständig weiter. Nun hat das
Iconic Houses Network unter Leitung der niederländischen Kunsthistorikerin
Natascha Drabbe eine internationale Kampagne gestartet, die das öffentliche Bewusstsein für das Verschwinden der häufig noch immer nicht als Baukulturerbe anerkannten Ikonen des 20. Jahrhunderts schärfen soll.
Icons at Risk heißt die Initiative, die aus einer Kooperation mit dem Getty Conservation Institute (Los Angeles), Sunnylands Palm Springs und der Kingston University in London entstand: Eine online geführte Watchlist versammelt akut bedrohte, aber auch gerettete sowie bereits abgerissene Häuser, die stilprägend waren für diese Epoche. Wie bereits vergleichbare Initiativen mit anderem Fokus (so beispielweise
SOS Brutalism) soll die Webseite als Datenbank über Zustand, Historie und eventuelle Petitionen zur Rettung der modernen Meisterwerke weltweit informieren.
Hierzu ist die Mithilfe aller Architekturinteressierten gefragt, denn die Liste wächst durch private Meldungen. Über ein online abrufbares Formular können Infos zu den gefährdeten Ikonen gesammelt und an das Iconic Houses Network zurückgesendet werden. Bislang finden sich auf der Watchlist 30 Wohngebäude zum Bestaunen und Betrauern sowie solche, um die man aktuell bangen muss, darunter Werke von Richard Neutra, Paul Stevens, Eileen Gray oder Bruce Goff. Das mittlerweile abgerissene
Haus Steimel von O.M. Ungers in Hennef ist das derzeit einzig vertretene Bauwerk in Deutschland. Das sollte sich dank des mit der Kampagne verbundenen Aufrufs allerdings sehr schnell ändern – leider, wie man mit weinendem Auge hinzufügen muss.
(kms)
Zum Thema:
Zur Kampagne und zur Watchlist:
www.iconichouses.org/icons-at-riskMehr zu Natascha Drabbe und ihrem Engagement für die „Iconic Houses“ in der
Baunetzwoche#541: Zu Gast in privaten Meisterwerken
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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schlawuki | 03.06.2020 22:13 Uhrtraurig
Ich finde das ist eine absolut unterstützenswerte Initiative zumal es überaus traurig ist zu sehen wie mit wertvollem Architekturerbe umgegangen wird.
Speziell der Abriss des Bruce Goff Hauses ist erschütternd.