Das Old Royal Naval College in Greenwich im Osten Londons ist ein Höhepunkt englischer Barockarchitektur, errichtet 1696–1712 von Großmeister Sir Christopher Wren und seinem Mitarbeiter Nicholas Hawksmoor. Nach einer zweijährigen Restaurierungsphase erstrahlen nun wesentliche Teile des Gebäudekomplexes wieder in altem Glanz.
Hugh Broughton Architects (London), bekannt für die Erweiterungen des Maidstone Museums in Kent und der Henry Moore Foundation, unter konservatorischer Beratung von Martin Ashley Architects (Twickenham) zeichnen für die Arbeiten verantwortlich. Hauptattraktion ist die Painted Hall mit exquisiter malerischer Ausgestaltung von Sir James Thornhill, der als erster britischer Künstler überhaupt für seine Leistungen geadelt wurde. Die Wand- und Deckengemälde verherrlichen die britische Seemacht sowie den kaufmännischen Wohlstand des Landes und zeigen allegorische Szenen der englischen König*innen in illusionistischen Barockarchitekturen mit opulenter Dekoration. Thornhill schuf das insgesamt 4.000 Quadratmeter umfassende Mammutwerk in 19 Jahren – die Halle wird mitunter als „Sixtinische Kapelle des Vereinigten Königreichs“ bezeichnet.
Die Restaurierung war eines der größten Projekte Europas im Open Access-Verfahren: Insgesamt 80.000 Besucher konnten den Konservator*innen während der Arbeit über die Schulter blicken. Diese förderten unter anderem so pikante Details wie die Unterschrift eines vormaligen Restauratoren zu Tage, der sich im Dekolleté von Königin Mary II verewigte.
Die Wiedereröffnung des Gemäldesaals ist Teil eines übergeordneten Plans der Umgestaltung, der auch die King William Undercroft umfasst. Diese direkt unter der Painted Hall liegenden Gewölbe beherbergen nun einen kleinen Ausstellungsbereich – die Sackler Gallery – sowie ein Café und einen Shop. Dank minimaler Einbauten wie der drei gläsernen Rundbogen mit Metallrahmung bleibt das ursprüngliche Raumgefüge erhalten.
Zur Geschichte: Das Old Royal Naval College diente ursprünglich als Marinehospital für alte und kranke Seeleute, ähnlich der karitativen Anlage des Pariser Hôtel des Invalides. Die Architekten Wren und Hawksmoor lieferten die Pläne damals sogar unentgeltlich. Von 1873 bis 1998 beherbergte es das Kolleg der königlichen Marine, seit 1997 steht es auf der Liste des Unesco Welterbes. Die jüngste Restaurierung ist mitfinanziert durch den staatlich genehmigten National Lottery Fund. (stu)
Fotos: James Brittain
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Pekingmensch | 28.03.2019 03:58 UhrDrogen
Die Restaurierung ist gut gelungen, insbesondere das Undercroft. -------- Weniger schoen ist, dass sich die millardenschwere Drogenhaendler-Familie Sackler auch hier wieder namentlich verewigt hat.