Das in Tokio ansässige Büro Florian Busch Architects ist bekannt für seinen Hang zu besonderen Grundrisskonfigurationen. Dies resultierte etwa im vielarmigen Ferienhaus auf Hokkaido, das nach und nach mit seiner Umgebung verschmilzt. In Kyoto dagegen ließen die Architekt*innen eine Bar über mehrere Geschosse szenisch emporsteigen. Ankerpunkt war dabei eine offene Treppe, die Haus und Abendgestaltung strukturierte.
Auch im Falle des jüngst fertiggestellten Projekts im belebten Tokioter Bezirk Shinjuku dient eine schmale und lediglich an wenigen Stellen von Lichteinfall inszenierte Treppe dem cineastisch anmutenden Aufstieg. Statt den Kern auszubilden, windet sie sich entlang der Gebäudefassade hinauf, und lässt sogar den Grundriss verspringen, bis sie schließlich eine große Dachterrasse erreicht. Dort angekommen, hat man auf dem Weg zwei Restaurantebenen und zwei Apartments hinter sich gelassen.
Kein Wunder, dass dem so ist: Der schmale Fußabdruck des Gebäudes beeinflusst die Erschließung der Innenräume deutlich. Beispiele dafür finden sich zu Genüge: Etwa beim wahrscheinlich bekanntesten Betontürmchen im angrenzenden Tokioter Stadtteil Shibuya, also Takamitsu Azumas Tower House, an das man sich ebenso wie an Tadao Andos Row House in Osaka erinnert fühlen mag. Den Projektname Nobori, übersetzt aufsteigen, wählte der Bauherr dabei bereits vor Baubeginn und zeichnete somit unvorhergesehen den Entwurf vor.
Nur achtzig Prozent des gerade mal 48 Quadratmeter großen, trapezförmigen Grundstücks durften im Auftrag des Unternehmens namens Pad Invest bebaut werden, so schreibt es das Architekturbüro. Und so kommt es, dass der fünf Geschosse hohe Betonbau gerade einmal 185 Quadratmeter Bruttogrundfläche aufweist. Die Dachterrasse mit zusätzlichen 38 Quadratmetern bildet einen ausnahmsweise großzügigen Raum. Schon zuvor befand sich auf dem Grundstück in dicht bebauter Umgebung ein Restaurant. Allerdings in einem Dreigeschosser.
Von weit größerer Bedeutung ist jedoch der unmittelbare Nachbar, der zum Entwurf indirekt inspirierte. So befindet sich das Gebäude an einer Straßenecke im Viertel Nukebenten, die aufgrund des dortigen Schreins bekannt ist. Dessen Herkunft geht bis in das 11. Jahrhundert zurück und wurde an der damals höchsten Erhebung der Gegend errichtet. Angeblich, so erfährt man in der Beschreibung des Büros, sei von hier aus einst der Fuji sichtbar gewesen. In Anlehnung daran sei auch die tragende Fassade des neuen Betonturms abhängig von Lichteinfall und Belüftung, aber auch hinsichtlich möglicher Ausblicke, kleinteilig mit zahlreichen Fensteröffnungen strukturiert: „Während wir das Gebäude erklimmen und Bilder der Stadt sammeln, wird der strategische Vorteil der Topografie noch heute spürbar,“ so beschreiben Florian Busch Architects ihren gestalterischen Bezug zur Vergangenheit. (sla)
Fotos: Vincent Hecht und Florian Busch Architects
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dethomas | 21.07.2023 17:56 Uhrtiny tower block
was man auf 38,4 m2 brutto grundfläche alles unterbringen kann . . . . .
auf jeden fall hervorragend gelöst.
gratulation auch zur fassade.