Bauen im Bestand hat viele Gesichter. Das aktuelle Projekt des Londoner Büros project orange architects in Sheffield zum Beispiel setzt einen klaren Kontrast zwischen Alt- und Neubau: In Form einer schwarzen Skulptur hat sich hier ein Restaurant auf dem Dach eines verklinkerten Industriebaus bequem gemacht. Wie ein Parasit verzahnt sich der Neubau, der im Januar fertig gestellt wurde, mit dem viktorianischen Bestandsgebäude, das in diesem Zuge – obwohl nicht unter Denkmalschutz stehend – behutsam saniert und umgebaut wurde.
Das gesamte Ensemble erhält mit der auffälligen zweigeschossigen Dachaufstockung einen neuen zeitgemäßen Charakter und eine neue Funktion. Der Backsteinbau in der Shoreham Street am Rand ist nun als Bürobau umgenutzt, und wird durch das Restaurant auf dem Dach ergänzt. Über den gemauerten und gleichmäßig hohen Rundbogenfenstern zeigen sich bei dem Dachaufbau in einem scheinbar unregelmäßigen Rhythmus moderne polygonale Fenster. Die Erweiterung wirkt durch die teilweise doppelte Raumhöhe ebenso großzügig wie der Industriebau.
Die Form der Dachaufstockung ist eine Mischung aus Flach- und Sheddach, die sich je nach Standpunkt in einer anderen Perspektive zeigt. Die Architekten erläutern ihren Entwurf als eine abstrakte Adaption und Neuinterpretation der industriellen Dachlandschaften, die das Stadtbild von Sheffield, lange eine bedeutende Industriestadt, prägen. Das neue Dach schafft mit seiner mattschwarz verkleideten Fassade aus Metall und den Vor- und Rücksprüngen eine dramatische Dynamik.
Auch wenn Denkmalpfleger hier wahrscheinlich mit dem Kopf schütteln würden – das Konzept des auffälligen Neubaus, der von einer alten Bausubstanz Besitz ergreift, sehen die Architekten als eine wichtige architektonische wie städtebauliche Maßnahme. Beide Gebäudeteile profitieren voneinander: Der Neubau haucht dem sanierungsbedürftigen Bestand quasi ein neues Leben ein, während er gleichzeitig von ihr abhängig ist. Zugleich präsentiert sich das Ensemble laut den Architekten als Erinnerung an die Vergangenheit der Region mit einem neugebauten Bezug zur Gegenwart.
Fotos: project orange architects/ Jack Hobhouse
Zum Thema:
Download der BAUNETZWOCHE#177 „Parasiten“
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Günther Hasenberg | 09.03.2012 12:17 UhrRestaurant auf dem Dach
Kein Kommentar, sondern eine Frage: Wo ist denn das Restaurant? Die Grundrisse oben sehen doch mehr nach Maisonettewohnungen aus. Und die Ansicht auch. Bitte um eine Antwort.