Vom Streetfood-Truck zum schwimmenden Restaurant: Mathew Carver hat mit einem strengen Fokus auf britischen Käse innerhalb weniger Jahre eine gastronomische Bilderbuchkarriere hingelegt. Alles begann mit gegrillten Käse-Sandwiches, die er beim Glastonbury-Festival und anderen Großveranstaltungen unters Volk brachte. Neben mehreren Trucks betreibt Carver inzwischen auch vier feste Standorte, an denen das Milcherzeugnis in allen Aggregatszuständen gereicht wird. Jüngster Zugang ist eine Barke, die im Londoner West End unweit des Bahnhofs Paddington ankert und die von Adam Richards Architects (London) entworfen wurde. Wenige Meter weiter steht übrigens ein sehenswertes Bürogebäude von Fletcher Priest Architects.
Für seinen Entwurf nahm sich Adam Richards, der mit seiner Familie in einem besonderen Haus im South Downs National Park lebt, ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Vorbild: den kleinen Pavillon, den James Stirling 1991 in den Giardini in Venedig als Shop für das Verlags- und Buchhandelsunternehmen Electa errichtete. Biennale-Besucher*innen kennen den schmalen Bau kurz hinter dem Eingang, der inzwischen aber nicht mehr als Buchhandlung genutzt wird. Der Bezug ist angesichts des haubenartigen, grünlich patinierten Kupferdaches unverkennbar.
Ihren Ursprung hat die neu gebaute Barke in einem Wettbewerb des Immobilienriesen British Land, der in der Umgebung einige Bürogebäude besitzt und der am Kanal einen besonderen Akzent setzen wollte. Aus Gründen des Brandschutzes ist das Restaurant in einen großen Gastraum und ein eigenständiges Küchenmodul unterteilt. Beide sind mittels einer Brücke verbunden. Die Gäste betreten das Schiff mittig im Bereich der Bar, der Gastraum liegt dann ein paar Stufen tiefer. Komplementierend dazu gibt es eine kleine Dachterrasse, die über das Vorderdeck erreichbar ist. Abweichend zum vorgelegten Grundriss ließ sich – man sieht es in der Axonometrie – auch ein barrierefreier Bereich realisieren.
Verantwortlich für die Innenraumgestaltung mit ihren nautischen Referenzen waren Raven Collective. Auch der Stirling-Bezug ist für eine Barke übrigens weniger artfremd, als es zunächst scheinen mag. Schließlich hatte Stirling sich für seinen Pavillon selbst von Booten inspirieren lassen. (sb)
Fotos: Brotherton-Lock
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STPH | 10.06.2021 13:05 Uhr...
Dieses fest verbunden, was einen Gegenstand zur Architektur, zu einem Gebäude werden lässt, ist hier aufgehoben. Man spürt das. Und das ist auf Land leider nicht hinzubekommen, dieses Ablegen. Vielleicht noch bei einem aufgebockten Schiff. So eine Architektur wäre ein Erlebnis wert. Der symbolisch angeseilte japanische Fels ist auch so was. Man würde auch spüren, wenn dieses hier nicht wirklich schwimmen würde und wäre enttäuscht und betrogen.