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18.05.2015
Regionalismus am Bergfuß
Resortlandschaft in China
Eine Belgierin und ein Niederländer bauen in China: Vor zehn Jahren gründeten Wendy Saunders und Vincent de Graaf ihr Architekturbüro AIM ARCHITECTURE in Shanghai, im Norden von Sichuan in der Provinz Guangdong haben die Architekten ein Resort gebaut, das sich nicht nur in die Landschaft einbettet, sondern sich auch überwiegend lokaler Ressourcen bedient.
Bei dem Entwurf des Ruff Well Water Resort konnten sich die Architekten vollends austoben, denn neben Architektur und Innenraumgestaltung übernahmen sie auch landschaftsgestalterische Aufgaben. Am Fuße des Luofu, eines der heiligsten Berge Chinas, gelegen, betteten sie das Ensemble aus Spa, Ferienanlage und Multifunktionshalle in die mit Bäumen bewachsene und mit Tempeln gespickte Berglandschaft.
Traditionell ist die Gegend für ihre heißen Quellen bekannt, Flüsse wie der Ostfluss (Dong Jiang) haben das Gebirgstal seit jeher geformt. Für die Architekten stand von Anfang an fest, dass dieser Kulisse eine bedeutende Rolle im Entwurf zukommen sollte. Die Wellnesslandschaft entwickelten sie um eine Anhöhe auf dem Grundstück, so dass die Vielfalt verschiedener Wasseranwendungen, die Besucher während des Baderituals durchlaufen, immer wieder neue landschaftliche Blicke zulässt. Die meisten Pools sind unter freiem Himmel gelegen.
Nach Möglichkeit wurden naturnahe Materialien der Umgebung verbaut, so bestehen viele Wände aus einer Lehm-Kieselstein-Mischung und gebeiztem Holz. Wichtigster Bestandteil dieser natürlichen Materialpalette war der regionale Flussstein, ein Konglomerat aus Kieseln verschiedenster Formen und Größen, deren Farbspektrum vor allem beim Zerschneiden zum Vorschein kam. Fußböden und Pools, Sitzbänke und andere Oberflächen wurden aus diesem Material geschaffen. Der gleiche regionale Stein wurde als Zuschlag in den Beton gegeben, aus dem Straßen und Wasserverbindungen gegossen wurden.
Verschiedene mit dunklen vertikalen Holzlamellen verkleidete Villentypen ergänzen das Spa zu einer Ferienanlage. Ebenfalls auf dem Areal befindet sich das MuWeCo, ein Multifunktionsbau mit Museumsnutzung, Hochzeitskapelle und Konferenzraum. Sein schwungvolles Dach erinnert ein wenig an Scharouns Philharmonie, während seine Materialität Assoziationen mit traditionellen chinesischen Tempeldächern hervorruft. Alle Baukörper des Spa-Ensembles formulieren eine eigenständige Formsprache von skulpturenhaftem Charakter, sind dabei aber trotzdem auf sich und die Umgebung abgestimmt.
Die Architekten beschreiben den Bauprozess als besondere Erfahrung, die besonders von der engen Zusammenarbeit mit den lokalen Handwerkern geprägt gewesen sei. Diese hätten nicht nur neue Techniken erlernt, sondern ihr Wissen um regionales Handwerk gleichzeitig mit eingebracht. (lr)
Fotos: Dirk Weiblen
Zum Thema:
Wogegen rebelliert die regional geprägte Gegenwartsarchitektur: Mehr dazu in der Baunetzwoche#389 „Regionales Bauen“
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