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08.12.2020
Unterstützung für Europäisches Bauhaus
Resolution der Bundesarchitektenkammer
„Geradezu enthusiastisch begrüßen wir als Bundesarchitektenkammer, Vertreterin der 16 Länderarchitektenkammern mit ihren über 135.000 Mitgliedern, die Initiative eines Neuen Europäischen Bauhauses und bieten spontan unsere uneingeschränkte Unterstützung an!“ Es klingt wie ein Jubelschrei, was die 93. Bundeskammerversammlung der Bundesarchitektenkammer vor wenigen Tagen in Reaktion auf Ursula von der Leyens Idee eines Europäischen Bauhauses verkündete. Man wolle bei der „Umsetzung der notwendigen Renovierungswelle“ fachlich beraten und zu einer europaweiten Umbaukultur beitragen; Positivbeispiele aus der Praxis begleiten, die einen ganzheitlichen Planungsansatz verfolgen; sowie als Netzwerk helfen, die Idee des Europäischen Bauhaus in „wirkungsvolle virtuelle und physische Orte“ umzusetzen.
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hatte am 16. September dieses Jahres in ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union erstmals die Idee eines Neuen Europäischen Bauhauses als ganzheitlich agierendes Denklabor formuliert. Architektur und Bausektor müssten ihren Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele leisten, hieß es in dem Papier. „Unsere Gebäude verursachen 40 Prozent unserer Emissionen. Sie müssen weniger verschwenderisch, weniger teuer und nachhaltiger werden. Und wir wissen, dass sich der Bausektor sogar von einer Kohlenstoffquelle in eine Kohlenstoffsenke verwandeln kann, wenn organische Baumaterialien wie Holz und intelligente Technologien wie KI eingesetzt werden.“ Dies sei nicht nur ein Umwelt- oder Wirtschaftsprojekt, vielmehr müsse es ein kulturelles Vorhaben für Europa sein, so von der Leyen, die in dem Zusammenhang von einem Systemwandel spricht. Die Einrichtung eines Europäischen Bauhauses soll diesen Wandel forcieren.
Die Politik der EU-Kommission stößt nicht immer auf Verständnis bei den Architekt*innen, wie zuletzt auch das Ringen um eine neue Honorarordnung gezeigt hat. Die Idee für ein „Europäisches Bauhaus“ aber unterstützt das Parlament der Architekt*innen – mit einer fast einstimmig verabschiedeten Resolution. Sorgfältig geplante und nachhaltig gebaute Gebäude in lebendigen Quartieren mit ansprechenden Freiräumen seien von elementarer Bedeutung für eine offene und selbstbestimmte Gesellschaft, heißt es darin. Und weiter: „Wir Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen und wir Stadtplanerinnen und Stadtplaner bekennen uns im Sinne der Davos-Erklärung von 2018 ‚Towards a high-quality Baukultur for Europe‘ ausdrücklich zu unserer Verantwortung für die Gestaltung der gebauten Umwelt.“
Im Zentrum stehe dabei ein ganzheitlicher Planungsansatz, um die Klimaziele auf hohem baukulturellem Niveau umzusetzen, der das einzelne Gebäude vom Innenraum bis zu regionalem Kontext, Infrastruktur, Mobilität, Naturraum und den Lebensverhältnissen zusammendenkt, so die Versammlung der Bundesarchitektenkammer. Auch müsse die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden, neben Planung und Bau also auch der Betrieb und der Um- beziehungsweise Rückbau. Die Kammer fordert daher, schon die Ausbildung ganzheitlich auszurichten, hohe berufsethische Standards einzuhalten und Architekt*innen entsprechend zu honorieren. „Das Europäische Bauhaus hat das Potenzial, praktische Antworten auf die gesellschaftliche Frage zu geben, wie wir als moderne Europäerinnen und Europäer im Einklang mit der Natur leben wollen. Und es kann im Sinne von Ursula von der Leyen helfen, das 21. Jahrhundert schöner und humaner zu machen.“ (kat)
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Als Vorbild eines künftigen Gestaltungslabors fungiert das von Walter Gropius gegründete Bauhaus, hier das Schulgebäude in Dessau-Rosslau. Foto: Alexey Silichev / Wikimedia / CC BY-SA 4.0