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14.09.2017
Peripherie und Politik
Renzo Piano wird 80
Das Jahr 2017 ist für den italienischen Architekten Renzo Piano ein besonderes. Im Januar feierte das von ihm mitgeplante Centre Pompidou in Paris vierzigjähriges Bestehen. Heute feiert Renzo Piano seinen 80. Geburtstag. Dabei wirkt er frisch wie eh und je. Als einer von fünf Senatoren auf Lebenszeit sitzt er im italienischen Senat und versucht, die Belange der Architektur in die Politik einfließen zu lassen.
Manhattanville, die in diesem Jahr fertig gestellte Erweiterung des Columbia University Campus in New York, ist aktuell wohl das prominenteste Projekt seines Büros. Mit dem im Frühjahr 2017 eröffneten Lenfest Center for the Arts, dem im Herbst 2016 eröffneten Jerome L. Greene Science Center und dem Center on Global Energy Policy wird Manhattanville mehr als 6000 Professoren und Studierende nach Harlem bringen. Der neue Campus öffnet sich ohne Zäune komplett zur Nachbarschaft. Seine Architektur soll der Gegend neue Entwicklungsimpulse geben. Ähnlich wie beim Gerichtsgebäude im Pariser Bezirk Batignolles, das dieses Jahr ebenfalls fertiggestellt werden sollte, verfolgt Piano in Harlem das Ziel, die Architektur den Menschen näher zu bringen.
Seit einigen Jahren schon gilt Renzo Pianos vorrangiges Interesse den peripheren Zonen, auch außerhalb Italiens. Das zeigen nicht nur seine eigenen Projekte. Zusammen mit jungen Architekten hat er 2014 die Gruppe G124 gegründet, benannt nach dem Senatsgebäude Palazzo Gentiloni, wo die Gruppe ihre Werkstatt betreibt. Die Arbeit von G124 finanziert er von seinem Senatorengehalt. Durch partizipatives und strategisches Planen beispielsweise in Marghera, im Umland von Venedig, im Mailänder Bezirk Giambellino oder auch in Borgata Vittoria in Turin, versucht die Gruppe öffentliche Räume zu aktivieren, ist damit allerdings nicht immer erfolgreich. In der Peripherie sieht Renzo Piano die Stadt der Zukunft. 90 Prozent der Menschen lebten hier. Hier sei die Energie, erzählte er BauNetz auf der Biennale in Venedig 2016.
Renzo Pianos politische Ambitionen sind nichts Neues. Bereits in seiner Dankesrede bei der Verleihung des Pritzker Preises 1998 hat er seine Haltung deutlich gemacht: Architektur ist ein Service für die Menschen. Seiner Meinung nach müsse ein guter Architekt wie ein Anthropologe arbeiten, er müsse Menschen und Orten zuhören. Gebäude, so Piano, sollen Treffpunkte für Menschen sein. Dieser Ansatz zeigt sich im 40 Jahre alten Centre Pompidou in Paris ebenso wie im kürzlich eröffneten Centro Botin in Santander.
Geht es um die Promotion der Rolle der Architektur, wirkt Renzo Piano in letzter Zeit tatkräftiger denn je. Er gibt oft Interviews, in denen er über die Peripherie spricht, oder er lädt italienische Politiker ein, um über die Zukunft des Land zu diskutieren. In seiner Rolle als Architetto condotto versucht Piano, seine Architektur „mit Moral, Würde, Stolz und mit gesellschaftlicher Verantwortung“ zu verbinden. Das sind nicht nur leere Phrasen. Im Jahr 2016 beendete er seine Arbeit für die Revitalisierung der ex Area Falk in Mailand. Die Entscheidung der neuen Bauherren, in der ehemaligen Industriezone einen Freizeitpark mit Einkaufzentrum zu errichten, wollte er nicht mittragen. „Ohne Würde“, so kommentiert er die Entscheidung, „riskieren wir, uns im Labyrinth der Moden und Stile zu verirren“.
Text: Marta Busnelli
Fotos: Renzo Piano Building Workshop
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Renzo Piano in seiner Werkstatt, dem Renzo Piano Building Workshop
Manhattanville Projekt Teil 1: Das Lenfest Center for the Arts für die Columbia Universität in Harlem, New York. Realisiert zwischen 2010 und 2017.
Eingangsituation des Lenfest Center for the Arts
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