„We can transform it completely“, meinte der Immobilienentwickler Irvine Sellar im vergangenen Oktober selbstsicher über den Einfluss seines von Renzo Piano entworfenen Wolkenkratzers auf die städtebauliche Situation am Pendlerbahnhof London Paddington. Einige Monate später ist klar: Sie können es nicht. Zumindest nicht in der ursprünglichen Form eines Turmes. Der Paddington Pole wird kein Mast mehr sein. Nach einer Entwurfsanpassung ist der ehemals 72-geschossige Wolkenkratzer nun mit 14 Geschossen nur noch der Stumpf eines Hochhauses. Auch im Projektnamen fehlt die ursprüngliche Referenz zur Höhe. Der neue Name Paddington Quarter lässt bereits erahnen woran das Skyline-Projekt gescheitert ist.
Was war passiert? Gegen die Entwicklung des Areals um das ehemalige Royal Mail- Briefzentrum in Paddington gab es Widerspruch von allen Seiten: Verschiedene Denkmalgruppen und -institutionen wie die Victorian Society und English Heritage, die Skyline Campaign, Architekten, Lokalpolitiker, Anwohner und die Create Streets-Gruppe, die in London Lobby-Arbeit gegen mehrgeschossige Wohnungsbauten betreibt, kritisierten die Höhe und den Einfluss auf das Viertel. Create Streets lobte sogar einen Wettbewerb für einen alternativen Entwurf aus, welchen JTP (London) und Amanda Reynolds Urbanism (London) gewonnen haben.
William Matthews, ehemals bei Renzo Piano Building Workshop verantwortlicher Architekt für das The Shard-Hochhaus und mit seinem eigenen Büro jetzt beim Paddington Quarter für den öffentlichen Raum zuständig, meint, Nachbarn sind im allgemeinen mit Bürogebäuden versöhnlicher als mit Luxus-Wohnbauten. Nach zahlreichen Anwohnerkonsultationen und Gesprächen mit dem zuständigen Westminster Council in den letzten Monaten strich die Sellar Property Group alle Wohnungen aus dem alten Entwurf. Statt einem Zylinder mit Mischnutzung planen Sellar und Piano nun einen Bürokubus – „ein klarer, über dem Boden schwebender Kubus“ (Renzo Piano) – mit einem fünfgeschossigen Geschäftssockel, der Restaurants, Läden und einen Zugang zur Bakerloo Linie der London Unterground beherbergt.
Irvine Sellar möchte Ende September diesen Jahres erneut einen Bauantrag beim Westminster Council stellen. (df)
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