Garagenanlagen innerhalb von Wohnblocks wie dieses Exemplar von 1931 sind in Berlin keine Seltenheit. Damals konnte man ein Auto nur dann anmelden, wenn auch ein Stellplatz vorhanden war, und das Parken am Straßenrand war verboten. Nicht wenige dieser Flachbauten dienten als wohnraumerweiternde Hobbyräume oder wurden zwischenzeitlich kommerziell umgenutzt. So auch der Komplex zwischen Sonnenallee und Wilhelm-Busch-Straße in Nord-Neukölln, der zunächst als Kunstlager verwendet und später zur Schlosserei umgebaut wurde. Zuletzt stand er einige Jahre leer. 2018 schließlich erwarb eine Gruppe von Künstler*innen und Designer*innen das dreiseitig bebaute Grundstück, um den Bestand in Werkstätten und Wohnungen für den Eigenbedarf umzuwandeln. 2019 begannen die Sanierungsmaßnahmen nach Plänen von ALAS Alarcon Linde Architects (Berlin), die 2022 abgeschlossen werden konnten.
Die um den quadratischen Hof angeordneten Kubaturen sowie die Ziegelmauerwerksfassaden der beiden ursprünglichen Garagenbauten im Nordwesten und Südosten des Geländes blieben weitgehend erhalten, sodass die Geschichte der Remisen weiterhin ablesbar bleibt. Lediglich ein freistehender Radschuppen wurde ergänzt. Im Inneren treten die Bestands-Ziegelwände im Wohnbereich sandgestrahlt und in den Ateliers halbdeckend lasiert in Erscheinung. Die Außendämmung erfolgte mit 20 Zentimeter dicken Holzfaserplatten, die witterungsresistent mit verkohlten Kiefernholz-Brettern verkleidet wurden. Am etwas jüngeren, die U-Form des Ensembles komplettierenden Sheddach-Bauteil wurde die Betonrückwand inklusive Oberlichter großteils erneuert.
Der Innenausbau zielte darauf ab, die flachen Gebäude besser zu belichten. Dies erfolgte durch neue Öffnungen und nur wenige Einschübe und Trennwände. Die Fenster zum Hof wurden nach unten hin vergrößert, ihre niedrigeren Brüstungen dienen beidseitig als Sitzgelegenheiten. Vorgefertigte Treppenelemente aus Stahl führen im zweigeschossigen Gebäudeteil in die privaten Wohnräume.
Auf den statisch aufgerüsteten und neu isolierten Dächern wachsen Gräser und Bodendecker, im nun zur autofreien Zone erklärten Innenhof wurde die Asphaltschicht entfernt und die Fläche stattdessen mit Rollrasen begrünt. Auch wurde laut Projektbeschreibung ein Nussbaum gepflanzt, der das Zentrum dieser kreativwirtschaftlich genutzten Hofbebauung bilden solle. Insgesamt wirkt das in einen weitläufigen Innenhof eingebettete Ensemble recht introvertiert. Mit dem geschäftigen Leben auf den Straßen Neuköllns oder um die benachbarten Garagenbauten hat es jedenfalls wenig zu tun,– und dennoch liegt es mittendrin. (kms)
Fotos: Ronald Patrick
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
Nuss Baum | 14.03.2023 13:57 UhrSuchspiel
Ist der NUssbaum das Ding im Topf auf Bildern 8,9?
Ich finds gut, wenn in Beschreibungstexten so Rätsel drin sind, dass die Leute aufmerksam bleibn!!