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11.04.2025

Monochrom in Berlin-Mitte

Remisensanierung von J. Mayer H. und Partner


In unseren verdichteten Innenstädten kommt die zu Wohnraum umgebaute Remise dem Einfamilienhausfeeling wohl am nächsten: Keine Nachbarn darüber, die auf den Köpfen herumstapfen oder darunter, die sich über das eigene Trampeln beschweren. Und ein direkter Zugang über den Außenbereich, der sich oftmals als kleiner Garten mitnutzen lässt.

Eine fünfköpfige Familie konnte kürzlich ein solches Eigenheim beziehen, ohne auf die Urbanität von Berlin-Mitte verzichten zu müssen. Das ortsansässige Büro J. Mayer H. und Partner übernahm die Transformation ihres Hofhäuschens – insofern man bei diesem von dem Büro selbst als „Pinselsanierung“ bezeichneten Projekt von Transformation sprechen kann.

Der L-förmige Bestand ist wohl Marke Eigenbau: Ein rauh verputztes Bauwerk, das zwischen 1960 und 1990 anstelle eines im Krieg zerstörten Wirtschaftsgebäudes mit gefundenem Material errichtet wurde. Höhenversprünge, Splitlevel und seltsam geschnittene Räume zeugen von dieser schrittweisen und improvisierten Entstehungsgeschichte, die das Team, bestehend aus Jürgen Mayer H., Hans Schneider und Max Margorskyi bewahren und übersteigern wollte. 

Fassade und Außenraum wurden behutsam und wenig augenscheinlich restauriert. Eine eigens angefertigte Plastik des Hyperrealisten Tony Matelli setzt im Garten den Ton des gesamten Projekts, bei dem nicht immer ganz klar ist, was Zufall und was beabsichtigt ist. Innen bilden monochrome, hochglänzende Räume den Hintergrund für Sammlerstücke der offensichtlich sehr kunstinteressierten Bewohnerschaft. Und unterstützen in Farbgebung und Flächigkeit durchaus die Wirkung der teilweise ebenfalls zum Grotesken tendierenden Designermöbel.

Treppengeländer, Türen, Fliesen und Lichtschalter aus allen Bauphasen blieben erhalten. Ob nun die übermalerten, teils abenteuerlich anmutenden Aufputzinstallationen vielleicht selbst bereits als Kunstwerk gelten, liegt wohl im Auge der Bauherrschaft. Auch, ob die Reflexionen der lackierten Decken für den im Blockinneren mangelnden Lichteinfall entschädigen, müssen die Nutzer*innen beurteilen. Vielleicht eröffnet die Remise mit ihrer inszenierten Ehrlichkeit ein neues Kapitel der auf schöne Oberflächen fokussierten DIY-Wohntrends auf Instagram. Und wie schon bei älteren Projekten von J. Mayer H. sollte auch dieses mit einer guten Portion Humor gelesen werden. (kms)

Fotos: Frank Sperling




Zum Thema:

Einblick in die Arbeit von Tony Matelli und Team gibt es hier.


Zu den Baunetz Architekt*innen:

J. MAYER H. und Partner


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