- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
28.02.2020
Skandal oder nicht Skandal?
Rem Koolhaas distanziert sich von Investoren-Vorstoß für Frankfurter Bühnen
Während immer noch über das genaue Schicksal des Nachkriegsbaus von Apel, Beckert & Becker für die Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main debattiert wird, stößt ein Investor mit einem Wahrzeichen-Neubau an einem anderen Standort vor. Mit an Bord: Rem Koolhaas. Doch das Projekt scheint mehr die Farce einer Kampagne zu sein.
Von Kathrin Schömer
Es war der Aufreger des gestrigen Tages in Frankfurt am Main: Rem Koolhaas macht gemeinsame Sache mit einem großen Immobilieninvestor – und legt, ohne öffentlichen Auftrag, eine Studie vor, die dessen Vorstoß in Sachen Städtische Bühnen Frankfurt stützt. Der Frankfurter Projektentwickler Groß & Partner veröffentlichte am Donnerstag einen Impulsentwurf, der den Umzug von Schauspiel und Oper vom innenstädtischen Willy-Brandt-Platz in eine neuzubauende Doppelanlage am Osthafen nahelegt.
Gestützt wird das Ganze auf starken Visualisierungen, die den Vorschlag in eine Reihe mit dem Opernhaus in Sydney, der Hamburger Elphilharmonie und dem Guggenheim Bilbao stellen. Sei eine Sanierung ausgeschlossen, müsse man groß denken, ist im die Präsentation begleitenden Exposé zu lesen. Während also die lokalen Politiker sich nach dem Beschluss gegen eine Sanierung noch um die Möglichkeit eines teilweisen Erhalts des jetzigen Standortes streiten, warten die Entwickler schon mit der wirkmächtigen Vision einens städtischen Wahrzeichens auf, die in der Lokalpresse ihr vorfreudiges Echo gefunden haben soll. Verfasser des Entwurfes, den Groß & Partner allerdings weniger als solchen, denn als Beitrag zur Debatte und Dienst an ihrer Heimatstadt verstanden wissen wollen, sei „das renommierte Architekturbüro OMA unter der Leitung von Rem Koolhaas“.
Koolhaas, der Verfechter und Erdenker (ideologie-)freier Räume in unseren Innenstädten assistiert nun bei einem überstürzten Versuch, einen Kulturstandort zu kapitalisieren? Und das mit einem Entwurf, den das kritische Auge schnell als ein eher plump zusammengeschobenes Amalgam älterer OMA-Projekte dechiffriert? Kein Wunder, dass Architekturkritiker Niklas Maak zum Hörer griff, um mal persönlich nachzuhaken. Und dort die Antwort erhält: Koolhaas habe diesen Entwurf „nie gesehen und sei keineswegs sein Autor“. Und auch Groß & Partner korrigieren, wie er in der FAZ berichtet: Der Entwurf stamme „bloß“ von einer der Hunderten von Mitarbeiter*innen im Office for Metropolitan Architecture. Und dessen Partner nähmen von den Inhalten Abstand.
Ist das nun tatsächlich ein Skandal? Oder vielmehr ein Denkanstoß, in Zeiten von immer schnellerem Datenfluss mit grundsätzlich mehr Bedacht zu handeln? Sowohl auf Verfasser- als auch auf Rezipientenseite scheinen übereilte Entscheidungen und Urteile getroffen worden zu ein, was letztlich zu Lasten einer dezidierten städtebaulichen und architektonischen Diskussion fällt. Und einzelne Akteure wie Koolhaas zu Säulenheiligen der politisch korrekten Architektur zu stilisieren, trägt weder den dadurch verflachten Personen noch ihrem Werk Rechnung.
Von Kathrin Schömer
Es war der Aufreger des gestrigen Tages in Frankfurt am Main: Rem Koolhaas macht gemeinsame Sache mit einem großen Immobilieninvestor – und legt, ohne öffentlichen Auftrag, eine Studie vor, die dessen Vorstoß in Sachen Städtische Bühnen Frankfurt stützt. Der Frankfurter Projektentwickler Groß & Partner veröffentlichte am Donnerstag einen Impulsentwurf, der den Umzug von Schauspiel und Oper vom innenstädtischen Willy-Brandt-Platz in eine neuzubauende Doppelanlage am Osthafen nahelegt.
Gestützt wird das Ganze auf starken Visualisierungen, die den Vorschlag in eine Reihe mit dem Opernhaus in Sydney, der Hamburger Elphilharmonie und dem Guggenheim Bilbao stellen. Sei eine Sanierung ausgeschlossen, müsse man groß denken, ist im die Präsentation begleitenden Exposé zu lesen. Während also die lokalen Politiker sich nach dem Beschluss gegen eine Sanierung noch um die Möglichkeit eines teilweisen Erhalts des jetzigen Standortes streiten, warten die Entwickler schon mit der wirkmächtigen Vision einens städtischen Wahrzeichens auf, die in der Lokalpresse ihr vorfreudiges Echo gefunden haben soll. Verfasser des Entwurfes, den Groß & Partner allerdings weniger als solchen, denn als Beitrag zur Debatte und Dienst an ihrer Heimatstadt verstanden wissen wollen, sei „das renommierte Architekturbüro OMA unter der Leitung von Rem Koolhaas“.
Koolhaas, der Verfechter und Erdenker (ideologie-)freier Räume in unseren Innenstädten assistiert nun bei einem überstürzten Versuch, einen Kulturstandort zu kapitalisieren? Und das mit einem Entwurf, den das kritische Auge schnell als ein eher plump zusammengeschobenes Amalgam älterer OMA-Projekte dechiffriert? Kein Wunder, dass Architekturkritiker Niklas Maak zum Hörer griff, um mal persönlich nachzuhaken. Und dort die Antwort erhält: Koolhaas habe diesen Entwurf „nie gesehen und sei keineswegs sein Autor“. Und auch Groß & Partner korrigieren, wie er in der FAZ berichtet: Der Entwurf stamme „bloß“ von einer der Hunderten von Mitarbeiter*innen im Office for Metropolitan Architecture. Und dessen Partner nähmen von den Inhalten Abstand.
Ist das nun tatsächlich ein Skandal? Oder vielmehr ein Denkanstoß, in Zeiten von immer schnellerem Datenfluss mit grundsätzlich mehr Bedacht zu handeln? Sowohl auf Verfasser- als auch auf Rezipientenseite scheinen übereilte Entscheidungen und Urteile getroffen worden zu ein, was letztlich zu Lasten einer dezidierten städtebaulichen und architektonischen Diskussion fällt. Und einzelne Akteure wie Koolhaas zu Säulenheiligen der politisch korrekten Architektur zu stilisieren, trägt weder den dadurch verflachten Personen noch ihrem Werk Rechnung.
Auf Karte zeigen:
Google Maps
Kommentare:
Kommentare (9) lesen / Meldung kommentieren