Der Preis des Deutschen Stahlbaues ist einer der ältesten Architekturpreise Deutschlands und wird alle zwei Jahre von „Bauen mit Stahl e.V.“ ausgelobt. Letzte Preisträger im Jahr 2006 waren HG Merz Architekten für die Gedenkstätte „Station Z“ beim ehemaligen KZ Sachsenhausen in Oranienburg.
In diesem Jahr erhält das junge Architekturbüro Regina Schineis (Augsburg) für das „Werk- und Denklabor“ der Firma Pauker im Gewerbegebiet Friedberg bei Augsburg den mit 10.000 Euro dotierten Preis des Deutschen Stahlbaues.
Aus der Laudatio der Jury, zu der u.a. Wolfgang Bachmann (Chefredakteur des Baumeister), die Architekten Eike Becker, Thomas Deilmann und Kaspar Kraemer sowie der Preisträger von 2006, HG Merz, gehörten: „Einfache Stahlstützen und Träger formen gemeinsam mit korrodierten Domino-Wänden aus wetterfestem Stahl eine räumlich offene, zweigeschossige Struktur: Pur, entschieden, innen kantig, außen elegant und kultiviert. Durch die Übersetzung einer konservativen, modernen Konzeption in ein progressives, zeitgenössisches Lebensgefühl ist ein feines Gebäude für heute und morgen entstanden. Vom Ergebnis nie ‚entweder - oder‘, sondern bis ins Detail ganzheitlich und intensiv. Die Jury sieht in dem Bauwerk ein herausragendes Zeugnis für eine gelungene Zusammenarbeit von Architektin und Bauherr.“
Unter den 73 zum Wettbewerb eingereichten Objekten wurden an neun weitere je eine Auszeichnung vergeben:
Montage- und Verwaltungszentrum der Firma ESTA, Senden
Architekt: Gerken Architekten + Ingenieure, Ulm (Architektur und Gesamtplanung) mit Dirk Henning Braun (Entwurfsbegleitung und Beratung)
Ingenieur: Ing.-Büro Knöller, Teuffel Engineering Consultants, Scherr+Klimke AG, Brüninghoff + Rampf
Die Jury: „Ein überlegtes Gesamtkonzept verbindet Konstruktion, technische Gebäudeausrüstung und Gestaltung zu einer Ganzheit, die in ihrer Selbstverständlichkeit, Klarheit und Logik überzeugt. Dieser rationale Ansatz wird bis in die Perfektion bei allen Bauteilen durchgehalten und spiegelt sich auch in der Gesamtenergiebilanz wider.“
BMW Welt, München
Architekt: COOP HIMMELB(L)AU Wolf D. Prix / W. Dreibholz & Partner ZT, Wien
Ingenieur: B+G Ingenieure, Bollinger und Grohmann GmbH, Frankfurt
Die Jury: „Anforderungen der Nachhaltigkeit zum Betreiben des Gebäudes (Energieeinsparung, Klima, Photovoltaik) werden mit der komplexen Stahl-Glas-Konstruktion und der daraus resultierenden Gestalt eindrucksvoll umgesetzt.“
Fußgänger- und Fahrradbrücke bei Weil am Rhein
Architekt: Feichtinger Architectes, Paris
Ingenieur: Leonhardt, Andrä und Partner, Berlin/Stuttgart; Dipl.-Ing. Wolfgang Strobl, Berlin
Die Jury: „Der Doppelbogen stabilisiert, bietet seitlichen Halt und übernimmt die Horizontallasten der Gehwegplatte und des Südbogens. So ergibt sich eine neue Interpretation des Bogenbrückenprinzips, das die Querschnittssymmetrie aufgibt und die Brückenüberquerung zu einem Erlebnis werden lässt.“
Hauptbahnhof Berlin
Architekt: gmp-Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg
Ingenieur: Schlaich Bergermann und Partner, beratende Ingenieure, Stuttgart
Die Jury: „Die Umsetzung stellte auch eine bautechnische Herausforderung dar, denn der neue Bahnhof musste bei laufendem Betrieb auf mehreren Ebenen über und unter der vorhandenen Gleistrasse realisiert werden. Hier konnte der Baustoff Stahl seine Qualitäten ideal zur Geltung bringen, durch einen hohen Grad der Vorfertigung und kurze Bauzeiten.“
Parkhaus Neue Messe Stuttgart
Architekt: wulf & partner, freie Architekten BDA, Stuttgart
Ingenieur: Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI GmbH, Stuttgart
Die Jury: „Für die verkehrstechnische Erschließung der Neuen Messe Stuttgart ließen sich die Architekten etwas Besonderes einfallen: Ein Parkhaus, das als Landschaftsbrücke ausgebildet wurde und eine kreuzungsfreie Zufahrt aus zwei Richtungen zu den Parkflächen ermöglicht. Die beiden Parkhausfinger schwingen sich mit ihrer eindrucksvollen, 100 Meter frei spannenden Fachwerkkonstruktion über die Autobahn und die zukünftige ICE-Strecke.“
Hauptbahnhof Dresden
Architekt: Foster + Partners, F + P Architekten GmbH, Berlin
Ingenieur: Buro Happold, London, Schmitt Stumpf Frühauf und Partner, München
Die Jury: „Die Eindeckung mit einer transluzenten Membran lässt die historische Konstruktion leicht und durchlässig in Erscheinung treten. Die Reduktion auf die unbedingt notwendigen Details unterstreicht den filigranen Auftritt der weit gespannten Dächer. Die Symbiose aus historischer, teilweise neuer Stahlkonstruktion und High-tech des 21. Jahrhunderts wird auch in den anderen Bereichen dieses Bahnhofs konsequent verfolgt.“
Hauptpforte der Firma Trumpf, Ditzingen
Architekt: Barkow Leibinger Architekten, Berlin
Ingenieur: Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart
Die Jury: „Bei dieser Dachkonstruktion wird eine klassische Konstruktionsweise des Stahlbaus - der orthogonale Tragrost - neu und zeitgemäß interpretiert. Die schräg verlaufenden Querträger verleihen der Konstruktion einen ornamenthaften, leichten Eindruck und sind doch Teil des Lastabtragsystems der aufgelösten Platte.“
Mensa für das Adolf-Weber- und das Rupprecht-Gymnasium, München
Architekt: Peck Daam Architekten BDA, München
Ingenieur: Seeberger + Friedl, München/Pfarrkirchen
Die Jury: „Die robuste Verkleidung mit 5 mm starken Cortenstahlplatten mag dem Bauherrn als Vandalismus resistent gelten. Für die Schüler umschließt sie ihre Heavy-Metal-Kantine zum Chill-out vom Lehrerstress.“
Hofüberdachung des Odeons – Bayerisches Staatsministerium des Inneren, München
Architekt: Ackermann und Partner Architekten BDA, München
Ingenieur: Schlaich Bergermann und Partner sbp GmbH, Beratende Ingenieure, Stuttgart
Die Jury: „Diese Lösung besticht nicht mit bahnbrechendem Erfindergeist, sie beweist aber, dass es zu erbringende und weiter zu perfektionierende Stahlbaukonstruktionen gibt, die man gerade bei schwierigen Aufgaben der Denkmalpflege mit Ingenieurkunst bis ins Detail überzeugend umsetzen kann.“
Die Preisverleihung erfolgt auf dem Deutschen Stahlbautag am 10. Oktober 2008 in Mainz.
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Ausführliche Informationen über den Stahlbaupreis