Was macht heutzutage eigentlich ein Rathaus aus, fragen LAN Architecture mit ihrem jüngsten Projekt in der Kleinstadt St-Jacques-de-la-Lande südlich von Rennes. Lange Zeit lautete die Antwort zumindest in Frankreich: ein Vorplatz samt Springbrunnen, eine repräsentative Eingangshalle und eine balkonartige Galerie. Auch LAN verzichten bei ihrem Entwurf nicht auf diese Elemente, trotzdem gelingt ihnen eine vielschichtige Neuinterpretation dieser verbreiteten Typologie.
Dass ihre Architektur dabei kein bisschen retro wirkt, verdankt sich der Tatsache, dass sie die typischen Rathaus-Elemente stärker als sonst miteinander verschränken. So ist der Vorplatz als Dachterrasse zugleich Teil des Gebäudes, der Springbrunnen wurde in einen einsehbaren Patio integriert, und die Galerie ist dem Ratssaal vorgelagert und damit wie dieser direkt über die Terrasse erreichbar. Nur die Eingangshalle zeigt sich als doppelgeschossiger Raum eher von der klassischen Seite – aber Oberlichtbänder erlauben hier zumindest ungewöhnliche Einblicke von außen.
Spannend ist, dass die Architekten bei allen konzeptionellen Überlegungen keineswegs die repräsentative Dimension eines Rathauses verkennen. Auch sie wünschen sich ein Symbol für die Gemeinschaft, aber anstatt leeren Formeln zu folgen, interpretieren sie ihr Gebäude als einen Ort der Aktivität, der sich auch jenseits der Öffnungszeiten als nützlich erweist. Die durchlässige Fassade aus Metallpaneelen trägt dazu das ihrige bei – sie weckt Interesse, ohne jedoch allzu viel Aufmerksamkeit einzufordern. (sb)
Fotos: Julien Lanoo
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latimer | 03.05.2016 18:15 UhrNützliches Symbol
Spannend? An der Kiste ist nix spannend! Eine langweilige Kiste, die im Kontext untergeht. Sinnentlehrte Ästhetik trifft leblosen Raum! Die Theorie ist grau! Von Symbolik eines Rathauses keine Spur. Man wünscht sich förmlich den ersten Farbbeutel, der vielleicht wenigstens einen Akzent setzt ...
Kisten muss man eben können und nicht einfach nur machen!