Auf dem Satellitenbild ist das neue Rathaus von Eysturkommuna im Moment recht leicht zu finden. Aber das liegt nur am veralteten Bildmaterial, auf dem noch der Rohbau in Beton zu sehen ist. Auf dem farbigen Lageplan muss man nämlich suchen, so geschickt versteckt sich das Gebäude von Henning Larsen (Kopenhagen). Und auch auf den Fotos scheint es sich geradezu mimetisch an die Landschaft der Färöer anzupassen.
Nur um Mimese geht es hier aber natürlich nicht, wie der für das Projekt zuständige Partner Ósbjørn Jacobsen anmerkt, der selbst von den Inseln stammt. Man habe sich nicht einfach an der traditionellen Architektur orientiert, sondern vielmehr jene Prinzipien untersucht, die dieser zugrunde liegen. Und dann landet man eben bei der spektakulären Landschaft und dem typischen Insel-Motiv, die Grenzen zwischen Haus und Natur verschwinden zu lassen.
Die Architekten um Jacobsen konzipierten einen langgezogenen, mehrfach abgewinkelten Baukörper, der in der Nähe des Hafens der Teilortschaft Norðragøta steht. Eingeschossig ausgeführt, kommen so rund 750 Quadratmeter Geschossfläche zusammen. Der Clou des Gebäudes: Ein Teil führt über einen kleinen Fluss, womit das begehbare, grüne Dach zu einer Brücke wird. Im Inneren wird das übliche Rathaus-Programm aus Büros und Versammlungsräumen geboten. Eine kleine Empfangshalle gibt es auch. Ein interessantes Detail sind außerdem die beiden Technikräume, die sozusagen unter die Decke gepackt wurden.
Das Thema der nutzbaren Brücke hat übrigens noch einen weiteren Grund. So schaffen die Architekten nämlich eine parkartige Verbindung zum benachbarten Ortsteil Eystur. Das Gebäude, dessen Ratssaal sich direkt über dem Fluss befindet, soll damit auch zu einem alltäglichen Treffpunkt der Menschen werden. In diesem Sinne erhofft man sich von dem Projekt nicht zuletzt eine Renaissance der Hafengegend, die mit dem Aufkommen der Fischindustrie etwas ins Hintertreffen geraten ist. (sb)
Fotos: Nic Lehoux
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Toni Tek | 17.08.2018 14:36 Uhrnur mal so als Frage:
Darf man ein Rathaus nicht auch sehen? Unterflurlösung: Ist das nicht eher ein Thema für Altglascontainer...?