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10.11.2022

Museum im Zeichen des Steinbocks

Rainer Köberl & Daniela Kröss in Tirol


Wer durch das Pitztal in den österreichischen Alpen reist, sieht an einem bewaldeten Hang auf Höhe der Gemeinde St. Leonhard neuerdings ein turmartiges, rotes Gebäude zwischen Baumwipfeln emporragen. Es handelt sich um das Tiroler Steinbockzentrum, ein Museum, das dem wohl bekanntesten Tier der Alpen gewidmet ist. Entworfen wurde der markante Neubau von der Innsbrucker ARGE Rainer Köberl & Daniela Kröss.

Das Kulturzentrum aus eingefärbtem Beton versteht sich als Museum zur Geschichte der Ausrottung und Wiederansiedelung des Steinbocks in der Region ebenso wie als Umweltbildungsstelle. Es steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum „Schrofenhof“ – einem der ältesten Höfe des Tals – und übernimmt fast genau den Fußabdruck eines Stadels, der sich früher hier befand. Auf diesen baulichen Vorgänger bezieht sich auch die Materialität des unteren Gebäudeteils, wo der Abdruck horizontal angeordneter, rauher Schalbretter an die Holzfassade der einstigen Scheune erinnern soll.

Die Kontruktion ist als zweischaliger Wandaufbau ausgeführt, bestehend aus innerer Ortbetonwand mit vorgehängten Fertigteilen und einer dazwischenliegenden Wärmedämmung. Die Farbe Rot findet sich auch in den Terrazzoböden sowie an den Fensterrahmen und den Stahlelementen des obersten Geschosses wieder. Das kompakte Volumen mit einer Nutzfläche von rund 540 Quadratmetern wurde mit polygonaler Kubatur in die Hanglage eingefügt und nutzt diese für mehrere barrierefreie Zugänge.

Auf der untersten Ebene befindet sich ein ganz in Zirbenholz gekleidetes Café mit Außenterrasse, darüber folgt der Shop mit Haupteingang zur Straße, in den beiden oberen Geschossen wird die Ausstellung präsentiert. Ebene 4 verfügt zudem über eine Aussichtsterrasse und eine schmale Stahlbrücke, die zu einem Außengehege am Hang führt, wo sieben Steinböcke beobachtet werden können. Mit dieser Bewegungsführung von unten nach oben helfe das Gebäude sprichwörtlich dabei, den Berg zu erklimmen, um die Tiere von Angesicht zu Angesicht zu erleben, so die Architekt*innen über ihren Entwurf. Die Kosten des Projekts geben sie mit 3,7 Millionen Euro an. (da)

Fotos: Lukas Schaller


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