Dass eine Schule die alljährlich begehrte britische Auszeichnung erhält, ist ein gutes Zeichen dafür, dass diese Typologie als mehr als nur reiner Zweckbau verstanden wird. Gestern Abend hat das Royal Institute of British Architects zum 20. Mal den Stirling Prize verliehen. Ausgezeichnet wurden die Architekten Allford Hall Monaghan Morris AHMM für ihre Burntwood School in London. Auf der Shortlist standen sechs Projekte, darunter drei Schul- und Universitätsbauten, ein Gesundheitszentrum und zwei Wohnungsbauten.
AHMM haben sechs neue Fakultätsgebäude und zwei Kulturgebäude für die Burntwood School realisiert, die sich mit den Bestandsbauten aus den 50er Jahren von Leslie Martin verbinden. Die RIBA-Jury vergab den Stirling Prize an die Bauten von AHMM, weil diese das gesamte Spektrum der Fähigkeiten, die Architekten der Gesellschaft bieten können, demonstrieren. Für die Jury ist der diesjährige Preisträger ein klarer Gewinner: Die Burntwood School umfasse einen großartigen zeitgenössischen Entwurf und clevere Wiederbelebung von bestehenden Gebäuden ebenso wie die hervorragende Integration von Kunstwerk, Landschaftsgestaltung und Technik. „Es ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt. Es war eine wundervolle Arbeitsbeziehung zwischen dem Schulleiter und dem Architekten: eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe.“ Damit setze Burntwood einen neuen Standard für die Gestaltung von Schulen, die jedes Kind in Großbritannien verdiene: „Education architecture as it should be.“
Der nach dem britischen Architekten James Stirling (1926–92) benannte Preis wird seit 1996 jährlich an Architekten vergeben, „deren Gebäude den größten Beitrag zur britischen Architektur des Vorjahres darstellen“. Teilnehmende Architekten müssen Mitglied des RIBA sein, und das Gebäude muss sich in der Europäischen Union befinden. Bisherige Preisträger der mit 20.000 Pfund dotierten Auszeichnung waren u.a. Haworth Tompkins (2014), Witherford Watson Mann Architects (2013), Stanton Williams (2012) und David Chipperfield Architects (2007).
Gestern Abend hat das RIBA neben dem Stirling Prize und der RIBA-Goldmedaille an Zaha Hadid noch zwei weitere Preise verliehen. Niall McLaughlin Architects wurden für „The Fishing Hut“ in Hampshire mit dem Stephen Lawrence Prize ausgezeichnet. Der von der Marco Goldschmied Foundation gesponserte Preis wird jährlich an junge Talente für Bauten mit kleinem Budget vergeben. Und das „National Theatre“ wurde mit dem diesjährigen RIBA Client of the Year geehrt.
Zum Thema:
www.architecture.com/StirlingPrize
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a_C | 19.10.2015 16:41 Uhr"Er hat Jehova gesagt!"
So, jetzt mal alle wieder Luft holen und beruhigen...
Vor 10 Jahren habe ich selber in Spanien gearbeitet (d.h. geplant), und erinnere mich gut, dass u.a. das Motiv der geometrisch verzogenen Laibungen dort zu dieser Zeit schon einige Jahre sehr in Mode war. Gefühlt hat jedes zweite Büro mal einen Wettbewerb damit rausgehauen, und genug davon ist auch gebaut worden. Und: In südlichen Gefilden machen solch tiefe Laibungen mit kleinen Öffnungen in der Regel auch mehr Sinn als in England. Die (boomende) spanische und portugiesische Architekturbranche hat in dieser Zeit natürlich eine eigene Formensprache entwickelt, zu der ich auch Fassaden mit dieser Art der Laibung zähle - auch wenn sie keine genuine Erfindung dieser Zeit sind.
Wenn man sich nun die Innenaufnahmen und Grundrisse der Burntwood School anschaut, erkennt man, dass diese "Idee" der Laibungen hier überhaupt keinen Sinn ergibt und in kaum einem Zusammenhang mit den dahinter liegenden Räumen steht. Da kann es noch so schön ausgeführt sein - mich beeindruckt es nicht.
Dass (nahmhafte) Jurys in Preisgerichten für Wettbewerbe und Architekturauszeichnungen auch danebengreifen, ist kein Geheimnis. Kritik an so einer Entscheidung sollte gerade unter Fachleuten daher nicht als blasphemischer Akt abgetan werden, auch wenn - zugegeben - diese reichlich polemisch daherkommt.
Kritik an der Idee der Architekten zur Fassadengestaltung ist letztendlich subjektiv. Wenn mir jemand gute Argumente für die Fassade liefern kann, bitte gerne. Bis dahin bleibe ich dabei: Furchtbar.